Karikaturen-Kontroverse: Kirchenleute sehen Grenzen der Pressefreiheit
Die Kontroverse um
die Veröffentlichung von Karikaturen des Propheten Mohammed geht weiter. Auf der einen
Seite: Heftige Reaktionen in der islamischen Welt. In Indonesien etwa stürmten aufgebrachte
Moslems die dänische Botschaft. In Katar rief ein sunnitischer Scheich heute zu einem
Internationalen Tag des Zorns auf. Die israelische Polizei schränkte aus Furcht vor
Protesten im Anschluss an das Freitagsgebet den Zugang zur Al Aksa-Moschee ein. Auf
der anderen Seite veröffentlichen heute eine spanische und zwei italienische Zeitungen
die umstrittenen Karikaturen. Viele in der westlichen Welt berufen sich auf das Prinzip
der Pressefreiheit. Mehrere katholische Kirchenleute verwiesen angesichts des
eskalierenden Konflikts auf die Grenzen der Pressefreiheit. "Meinungsfreiheit ja,
aber unter der Bedingung, dass die tiefsten und innersten Überzeugungen der Gläubigen
respektiert werden", kommentierten etwa die französischen Bischöfe. Ähnlich äußerte
sich Vatikan-Kardinal Achille Silvestrini in einem Zeitungsinterview. Wir haben beim
Generalsekretär des "Rates der Europäischen Bischofskonferenzen" (CCEE) nachgefragt:
Gibt es tatsächlich das Recht, Gott zu karikieren - wie es etwa die Zeitung "France
Soir" für sich beanspruchte? Und das antwortete uns Aldo Giordano: "Satire
ist nicht gleich Satire. Eine Satire, die vulgär und respektlos ist und den Anderen
verletzt - das geht nicht. Wenn jemand etwa meine Eltern auf diese Weise karikieren
würde, würde ich auch darauf reagieren. Uns als Katholiken macht ein bestimmter Typ
Karikatur gegen andere Religionen schlicht traurig. Dagegen ist eine Satire durchaus
akzeptabel, wenn sie intelligent gemacht ist, wenn sie lustig ist, ohne den Anderen
zu verletzen. Es ist eine Frage der Sensibilität. Außerdem kommt es auch darauf an,
an wen sich die Karikatur richtet. Und natürlich ist es ein großer Unterschied, ob
ich zum Beispiel Vertreter einer Religion aufs Korn nehme, beispielsweise Priester
und Imame, oder ob ich an die Fundamente einer Religion selbst rühre." Und
wie erklärt sich, dass Karikaturen christlicher Symbole bei uns nicht auf vergleichbar
heftige Reaktionen stoßen ? Noch einmal Aldo Giordano: "Wir glauben an einen
Gott, der Mensch geworden ist. Dadurch hat sich Christus selbst ja der Welt ausgesetzt,
sich auch Angriffen auf seine Person gestellt. Er hat sich bewusst auch dem Spott
seiner Zeitgenossen ausgesetzt. Auch uns Christen macht es traurig, wenn man sich
über unseren Glauben lustig macht. Aber wir können damit leben, weil Jesus selbst
den Weg bis zum Kreuz gegangen ist und sich damit der größten Erniedrigung überhaupt
ausgeliefert hat."