2006-02-03 11:32:52

Karikaturen-Kontroverse: Kirchenleute sehen Grenzen der Pressefreiheit


RealAudioMP3 Die Kontroverse um die Veröffentlichung von Karikaturen des Propheten Mohammed geht weiter. Auf der einen Seite: Heftige Reaktionen in der islamischen Welt. In Indonesien etwa stürmten aufgebrachte Moslems die dänische Botschaft. In Katar rief ein sunnitischer Scheich heute zu einem Internationalen Tag des Zorns auf. Die israelische Polizei schränkte aus Furcht vor Protesten im Anschluss an das Freitagsgebet den Zugang zur Al Aksa-Moschee ein. Auf der anderen Seite veröffentlichen heute eine spanische und zwei italienische Zeitungen die umstrittenen Karikaturen. Viele in der westlichen Welt berufen sich auf das Prinzip der Pressefreiheit.
Mehrere katholische Kirchenleute verwiesen angesichts des eskalierenden Konflikts auf die Grenzen der Pressefreiheit. "Meinungsfreiheit ja, aber unter der Bedingung, dass die tiefsten und innersten Überzeugungen der Gläubigen respektiert werden", kommentierten etwa die französischen Bischöfe. Ähnlich äußerte sich Vatikan-Kardinal Achille Silvestrini in einem Zeitungsinterview. Wir haben beim Generalsekretär des "Rates der Europäischen Bischofskonferenzen" (CCEE) nachgefragt: Gibt es tatsächlich das Recht, Gott zu karikieren - wie es etwa die Zeitung "France Soir" für sich beanspruchte? Und das antwortete uns Aldo Giordano:
"Satire ist nicht gleich Satire. Eine Satire, die vulgär und respektlos ist und den Anderen verletzt - das geht nicht. Wenn jemand etwa meine Eltern auf diese Weise karikieren würde, würde ich auch darauf reagieren. Uns als Katholiken macht ein bestimmter Typ Karikatur gegen andere Religionen schlicht traurig. Dagegen ist eine Satire durchaus akzeptabel, wenn sie intelligent gemacht ist, wenn sie lustig ist, ohne den Anderen zu verletzen. Es ist eine Frage der Sensibilität. Außerdem kommt es auch darauf an, an wen sich die Karikatur richtet. Und natürlich ist es ein großer Unterschied, ob ich zum Beispiel Vertreter einer Religion aufs Korn nehme, beispielsweise Priester und Imame, oder ob ich an die Fundamente einer Religion selbst rühre."
Und wie erklärt sich, dass Karikaturen christlicher Symbole bei uns nicht auf vergleichbar heftige Reaktionen stoßen ? Noch einmal Aldo Giordano:
"Wir glauben an einen Gott, der Mensch geworden ist. Dadurch hat sich Christus selbst ja der Welt ausgesetzt, sich auch Angriffen auf seine Person gestellt. Er hat sich bewusst auch dem Spott seiner Zeitgenossen ausgesetzt. Auch uns Christen macht es traurig, wenn man sich über unseren Glauben lustig macht. Aber wir können damit leben, weil Jesus selbst den Weg bis zum Kreuz gegangen ist und sich damit der größten Erniedrigung überhaupt ausgeliefert hat."

(rv 03.03.05 hr)





















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