Vatikan: Käßmann, Kirchen müssen über Grenzen hinweg sehen
Rom war erst der Auftakt.
Der Höhepunkt der 3. Ökumenischen Versammlung, die am Freitag in Rom zu Ende gegangen
ist, folgt im Herbst 2007. In Sibiu (Hermannstadt) in Rumänien werden dann 3000 Mitglieder
aus christlichen Kirchen und Gemeinschaften ganz Europas erwartet. 150 Delegierte
waren es jetzt hier in Rom; eine von ihnen ist die evangelische Landesbischöfin von
Hannover, Margot Käßmann. Was erwartet sie sich von dieser ökumenischen Versammlung:
"Ich
denke, dass in einer Situation, in der die ökumenische Lage in Europa etwas angespannt
ist zwischen Orthodoxie, Kirchen der Reformation und römisch-katholischer Kirche hier
doch wenigstens ein Signal ausgehen könnte, dass die Kirchen sich über die nationalen
und kulturellen Grenzen hinweg als Gemeinschaft sehen. Das würde mir schon reichen,
das würde auch Menschen auf der Ortsebene ermutigen."
Katholiken, Protestanten
und Orthodoxe gehen gemeinsam einen Pilgerweg durch Europa. Nach Rom ist die nächste
Etappe die Lutherstadt Wittenberg (Februar 2007). Dann sollen auf nationaler Ebene
einzelne Veranstaltungen stat finden, alle europäisch ausgerichtet. Sibiu in Rumänien
führt dann die Tradition der ökumenischen Gipfeltreffen fort. Nach Basel (1989) -
protestantisch geprägt - und Graz (1997) - traditionell katholisch - geht es nun also
in ein Land der Orthodoxie. Die Christen wollen zeigen, dass sie gemeinsam Verantwortung
in Europa tragen.
"Ich glaube, dass gerade dieses Europa, das so nach Orientierung
und Identität sucht, auch eine christliche Kirche ode christliche Kirchen braucht,
die in bestimmten Fragen, ich nenne einmal aktive Sterbehilfe oder Zwangsprostitution,
oder die Frage wie wir mit Zuwanderung umgehen und dem Dialog mit dem Islam, dass
da die Kirchen auch sich zu Wort melden, so dass es hilfreich ist für Europa und für
Gemeinschaft in Europa."
In den vergangen Monaten war immer wieder vom
"Stillstand" oder hier und da gar von "Eiszeit" die Rede. Doch Kardinal Kasper will
davon nichts wissen und auch Bischöfin Käßmann sagt: Die Ökumene ist nicht am Ende.
Sie verändert sich nur:
"Wir müssen sehen, dass das 20. Jahrhundert das
der Ökumene war. Es war immer mehr, immer größere Nähe möglich. Und jetzt ist auf
einmal Ernüchterung da nach 100 Jahren intensiven Gesprächen sind wir im Kirchenverständnisn,
im Amtsverständnis, im Abendmahlsverständnis keine ganz entscheidenden Schritte weiter
gekommen. Die Frage ist also neu: 'Wir bleiben verschieden - was ist dann gemeinsam
möglich."