Die Arbeiterfrage
muss heute, in einer Zeit großer Umbrüche, wieder stärker ernstgenommen werden. Das
meinte Papst Benedikt XVI. heute vor italienischen Arbeitern. Im Vatikan empfing der
deutsche Papst den italienischen Verband katholischer Arbeiter - und betonte, dass
in der Arbeitswelt das Wohl jedes Einzelnen und der Gesellschaft Vorrang haben müsse
vor anderen Interessen. "Die menschliche Person ist Maßstab der Würde von Arbeit.
Dazu gehört auch das Gebot der Sonntagsruhe. Es ist eine zivilisatorische Wahl, dass
der Sonntag nicht schleichend zu einem Tag wie andere auch wird. Erst der Mensch,
dann die Arbeit; erst die Arbeit, dann das Kapital; erst die universale Bestimmung
der Güter, dann das Privateigentum - kurz gesagt: erst das Sein, dann das Haben." Der
Papst machte sich auch einen Ausspruch seines Vorgängers Johannes Paul zu eigen, dass
das menschliche Leben "die neue Frontlinie der sozialen Frage" sei. Benedikt wörtlich:
"Der Schutz des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Ende, oder überall dort,
wo es bedroht oder beleidigt wird, ist allererste Pflicht." Der Papst bat seine
Zuhörer außerdem wörtlich um "Treue zur Demokratie, die allein die Gleichheit und
Rechte für alle gerantieren kann". Prüfstein für eine wahre und nicht nur vorgespiegelte
Demokratie sei "Gerechtigkeit für alle, vor allem für die Schwachen oder an den Rand
Gedrängten." (rv 27.01.06 sk)