Auch Kirchenvertreter
sind sehr besorgt über den Sieg der radikal-islamischen Hamas bei den palästinensischen
Parlamentswahlen. Franziskanerpater Battista Pizzaballa, der Kustos des Heiligen Landes,
spricht von "Sorge" und "Befürchtungen", was die katholische Minderheit in Palästina
und auch die franziskanische Gemeinschaft im Heiligen Land betrifft. Jeder wisse doch
um die terroristische Aktivität der Hamas, so Pizzaballa; "aber wir wissen nichts
davon, was sie als Regierung vorhaben".
Besorgt ist auch der bekannte Franziskanerpater
David Jaeger aus dem Heiligen Land. ""Die Sorge ist wirklich berechtigt, denn die
Hamas ist im wesentlichen eine theokratische Bewegung - das heißt: sie ist gegen das
Modell einer liberalen Demokratie und will einen Gottesstaat, eine islamische Ordnung.
Die richtige Antwort wäre es jetzt, die Friedensverhandlungen nicht abzubrechen, sondern
eher noch zu beschleunigen und den Palästinensern einen Friedensvertrag anzubieten
- denn eine überwältigende Mehrheit der Palästinenser will den Frieden mit Israel
nach einem Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten. Vergessen wir eines nicht:
Der offizielle Partner Israels bei den Friedensgesprächen ist ja gar nicht die Palästinensische
Autonomiebehörde, sondern immer noch die PLO. Deren Führer haben also auch in Zukunft
das Mandat für die Friedens-Gespräche mit Israel. Und sollte man zu einem Frieden
kommen, dann könnte man einen endgültigen Sieg des islamischen Fundamentalismus verhindern
und einen demokratischen palästinensischen Staat schaffen. Dass die Hamas gewonnen
hat, war übrigens eine absehbare Überraschung. Dabei spielt der Protest gegen die
Korruption und Ineffizienz der scheidenden palästinensischen Regierung eine Rolle,
außerdem die Enttäuschung über den Friedensprozeß. Und viele sehen es als einen historischen
Fehler Israels, den Rückzug aus dem Gaza-Streifen unilateral beschlossen zu haben.
Dadurch konnte sich nicht das Kabinett Abu Mazen das Verdienst auf die Fahne schreiben,
sondern die Hamas konnte das als Erfolg für sich beanspruchen." Jaeger betont,
dies seien "private Äußerungen"; er äußere sich nicht im Namen der Franziskaner-Kustodie
im Heiligen Land, deren Rechtsberater er ist. (rv 27.01.06 sk)