Sie ist nicht das erwartete große Regierungsprogramm des neuen Papstes; stattdessen
eine überraschende, stellenweise fast intime Meditation über die Liebe in all ihren
Formen. "Deus Caritas est" - hier ist ein Steckbrief der neuen Enzyklika.
In
der deutschen Fassung bleibt sie unter 40 DIN-A-4-Seiten - und hat zwei deutlich verschiedene
Teile. Der erste Teil heißt: Die Einheit der Liebe in Schöpfung und Heilsgeschichte.
Er trägt ganz die Handschrift des Denker-Papstes Benedikt; hier werden Nietzsche und
Descartes zitiert, Vergil und Plato. Der zweite Teil heißt: Caritas - das Liebestun
der Kirche als einer "Gemeinschaft der Liebe". Das sind eher Durchführungsbestimmungen,
in vatikanischer Amtssprache gehalten, mit häufigen Zitaten aus früheren vatikanischen
Texten. Schönes Detail: Mutter Teresa von Kalkutta wird in beiden Teilen mehrmals
erwähnt, als Vorbild der Nächstenliebe. Kernsatz der Enzyklika: "Die Liebe ist möglich,
und wir können sie tun, weil wir nach Gottes Bild geschaffen sind." Die Enzyklika,
die sich laut Titel-Unterzeile "an alle Christgläubigen" richtet, endet wie zu Zeiten
Johannes Pauls mit einem Gebet an Maria. (rv 25.01.06 sk)