Vatikan: Hilfswerke diskutieren über Lage im Heiligen Land
Gebetswoche für die Einheit der Christen, Ökumenische Versammlung Europas und die
katholischen Kirchen des Orients sind die Themen dieser Woche. Derzeit tagt in Rom
auch die ROACO, die vatikanische Dachorganisation der Hilfswerke für die Christen
des Orients. Die Entwicklung im Heiligen Land steht ganz oben auf der Tagesordnung,
erklärt Otmar Oehring, Nahost-Experte des katholischen Hilfswerks Missio. 145.000
Christen leben noch im Staat Israel, sagt Oehring. Nur, wie lange noch?
"Auch
dort gibt es eine starke Abwanderung. Natürlich geht es auch um die Behandlung der
Probleme der Christen durch den Staat Israel. Zum Beispiel stellt sich im Hinblick
auf die Auseinandersetzungen, die es in Galiläa zwischen Drusen und Christen gegeben
hat, die Frage, ob der Staat Israel als der zuständige Staat auch den Schutz der dort
lebenden Staatsbürger übernimmt oder nicht. Denn auch die Christen sind natürlich
Staatsbürger. Da scheint es so zu sein, dass der Staat Israel sich, um es vorsichtig
auszudrücken, sich größte Zurückhaltung auferlegt."
Oehring warnt aber
auch vor einer gewissen - "Heilig-Land-Nostalgie". Hilfe bräuchten vor allem die Menschen
vor Ort, nicht die Steine:
"Es hat natürlich im Heiligen Land in der Vergangenheit
immer große Probleme gegeben in der Zusammenarbeit der verschiedenen Kirchen, auch
der katholischen Kirchen - der lateinischen Kirche und der unierten Kirchen. Da muss
man sicher noch einmal ganz genau nachsehen und darüber reflektieren, wie man diese
Probleme lösen kann. Ein wichtiger Punkt, der natürlich auch genannt wurde, ist, dass
es Ausbildungsmöglichkeiten in allen Bereichen geben muss, dass die Jugend Hoffnung
haben muss und die natürlich auch nur bewirkt werden kann, wenn es adäquate Ausbildungsmöglichkeiten
für die Jugendlichen gibt. Hier wurde durchaus dafür plädiert, dass die sich nicht
nur auf die christliche Jugend sondern auf die Jugend insgesamt beziehen sollen."
Erzbischof
Pietro Sambi scheidender Nuntius im Heiligen Land ruft die Christen zu allererst zur
Einheit auf.
"Gleichzeitig sagt der Heilige Stuhl ihnen Ermutigung und
Unterstützung zu. Der israelischen Regierung möchte ich sagen, dass die Christen in
Galiläa heute das Bedürfnis haben, geschützt zu werden. Als Bürger Israels erwarten
sie den Schutz ihrer religiösen Rechte, aber auch ihres Eigentums und der Würde ihrer
Person."
Zu den morgigen Wahlen in den Palästinensergebieten und Ost-Jerusalem
hat Sambi keinen besondern Wunsch. Das Volk ist der Souverän, sagt er und die Palästinenser
werden selbst entscheiden, was sie für gut halten:
"Mir scheint offensichtlich,
dass die beiden Völker, Israelis und Palästinenser, dieser Konfliktsituation extrem
müde sind. Sie sind dieses täglichen Lebens in Angst überdrüssig, der Angst vor der
Zukunft und des Elends, das in Israel und Palästina an alle Türen klopft."