2006-01-24 16:27:54

Vatikan: Hilfswerke diskutieren über Lage im Heiligen Land


Gebetswoche für die Einheit der Christen, Ökumenische Versammlung Europas und die katholischen Kirchen des Orients sind die Themen dieser Woche. Derzeit tagt in Rom auch die ROACO, die vatikanische Dachorganisation der Hilfswerke für die Christen des Orients. Die Entwicklung im Heiligen Land steht ganz oben auf der Tagesordnung, erklärt Otmar Oehring, Nahost-Experte des katholischen Hilfswerks Missio. 145.000 Christen leben noch im Staat Israel, sagt Oehring. Nur, wie lange noch?

"Auch dort gibt es eine starke Abwanderung. Natürlich geht es auch um die Behandlung der Probleme der Christen durch den Staat Israel. Zum Beispiel stellt sich im Hinblick auf die Auseinandersetzungen, die es in Galiläa zwischen Drusen und Christen gegeben hat, die Frage, ob der Staat Israel als der zuständige Staat auch den Schutz der dort lebenden Staatsbürger übernimmt oder nicht. Denn auch die Christen sind natürlich Staatsbürger. Da scheint es so zu sein, dass der Staat Israel sich, um es vorsichtig auszudrücken, sich größte Zurückhaltung auferlegt."

Oehring warnt aber auch vor einer gewissen - "Heilig-Land-Nostalgie". Hilfe bräuchten vor allem die Menschen vor Ort, nicht die Steine:

"Es hat natürlich im Heiligen Land in der Vergangenheit immer große Probleme gegeben in der Zusammenarbeit der verschiedenen Kirchen, auch der katholischen Kirchen - der lateinischen Kirche und der unierten Kirchen. Da muss man sicher noch einmal ganz genau nachsehen und darüber reflektieren, wie man diese Probleme lösen kann. Ein wichtiger Punkt, der natürlich auch genannt wurde, ist, dass es Ausbildungsmöglichkeiten in allen Bereichen geben muss, dass die Jugend Hoffnung haben muss und die natürlich auch nur bewirkt werden kann, wenn es adäquate Ausbildungsmöglichkeiten für die Jugendlichen gibt. Hier wurde durchaus dafür plädiert, dass die sich nicht nur auf die christliche Jugend sondern auf die Jugend insgesamt beziehen sollen."

Erzbischof Pietro Sambi scheidender Nuntius im Heiligen Land ruft die Christen zu allererst zur Einheit auf.

"Gleichzeitig sagt der Heilige Stuhl ihnen Ermutigung und Unterstützung zu. Der israelischen Regierung möchte ich sagen, dass die Christen in Galiläa heute das Bedürfnis haben, geschützt zu werden. Als Bürger Israels erwarten sie den Schutz ihrer religiösen Rechte, aber auch ihres Eigentums und der Würde ihrer Person."

Zu den morgigen Wahlen in den Palästinensergebieten und Ost-Jerusalem hat Sambi keinen besondern Wunsch. Das Volk ist der Souverän, sagt er und die Palästinenser werden selbst entscheiden, was sie für gut halten:

"Mir scheint offensichtlich, dass die beiden Völker, Israelis und Palästinenser, dieser Konfliktsituation extrem müde sind. Sie sind dieses täglichen Lebens in Angst überdrüssig, der Angst vor der Zukunft und des Elends, das in Israel und Palästina an alle Türen klopft."

(rv 24.01.06 bp)







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