Deutschland: Essen schließt ein Viertel der Kirchen
Das Bistum Essen muss sparen wie kaum ein anderes in Deutschland. Nach der Umstrukturierung
der Verwaltung geht die Reform nun in die zweite Phase. Binnen zwei Jahren, bis 2008
also, werden aus 259 Pfarrgemeinden 42 Großpfarreien. 15 Millionen Euro will Ruhrbischof
Felix Genn so pro Jahr einsparen. Am Wochenende stellte er die Sparpläne im Bistum
vor.
"In diesen
Einsparungen sind enthalten die Personalkosten, der Küster, der Organist, der Kirchenmusiker,
der Hausmeister, etc., die Betriebskosten für die kirchlichen Gebäude, die Bauerhaltungsmaßnahmen
und die Investitionsrücklagen."
Aus fünf bis sieben Gemeinden wird eine
Großpfarrei. Mutterkirche wird sozusagen der Kirchturm mit der besten Lage, mit bedeutender
Historie oder kulturellen Highlights. Alternativen zum Sparzwang sieht Bischof Genn
nicht:
"Weil es einfach nötig ist, 70 Millionen strutkurell im Bistumshaushalt
einzusparen, das Bistum nicht über Gebühr zu verschulden und gleichzeitig eine Perspektive
zu eröffnen, die es ermöglicht, eine Sozialgestalt von Kirche aufzubauen, in der Menschen
aufgrund ihrer freien Entscheidung und nicht einfach deshalb, weil man es so macht,
Christen bleiben und werden."
Gesund sparen also in verschiedener Hinsicht?
Für 96 Kirchenbauten beziehungsweise bisherige Pfarreien gibt es ab 2007 keine Kirchensteuermittel
bzw. Zuschüsse mehr seitens des Bistums. Das ist gut ein Viertel aller Kirchen. Sie
werden aufgelöst oder umfunktioniert, doch nicht um jeden Preis, so Ruhrbischof Genn:
"Es
gibt keine Moschee. Ich will keine Nachtbars. Ich bin sehr vorsichtig, was Gaststättengewerbe
angeht. Es kann ja auch sein, dass eine Pfarrei sagt, wir machen daraus unseren Pfarrsaal,
und da ist noch ein gottesdienstlicher Raum, den wir davon abtrennen. Wir werden das
sehr genau prüfen. Und ich habe im Augenblick gar nicht viel Lust, mir Szenerien auszumahlen
die nicht gehen."
Die Reform im Bistum Essen ist bislang beispiellos in
Deutschland. Sogar die Einladung zum Katholikentag nach Essen für das Jahr 2008 wurde
zurückgenommen. Felix Genn hofft auf Verständnis:
"Und ich bin innerlich
- auch durch die vielen Diskusssionen - zu der Überzeugung gekommen, die Sache ist
in sich richtig, wenn ich auch dazu einfach den Schmerz der Menschen teile. Das muss
ich aushalten und sagen, 'Du hast nun einmal als Leiter eine andere Verantwortung
als als einfaches Gemeindemitglied'."