Für die Christen ist es ein "Alptraum", dass das Ergebnis der Parlamentswahlen im
Irak immer noch nicht offiziell bestätigt ist. Sie befürchten einen Erfolg fundamentalistischer
Moslems. Das erklärte Weihbischof Andreas Abuna von Bagdad gegenüber dem internationalen
katholischen Hilfswerk "Kirche in Not". Aus seiner Sicht ist es beim Urnengang am
15. Dezember zu zahlreichen Betrügereien gekommen. Und jetzt, nach der Stimmauszählung,
hätten die Christen jede Hoffnung auf eine bessere Zukunft verloren. Die irakischen
Christen, die immer wieder Opfer von Entführungen, Bombenanschlägen und Einschüchterungsversuchen
geworden seien, hätten darauf vertraut und dafür gebetet, dass die Wahlen einen ersten
Schritt hin zum Ende der landesweiten Instabilität bedeuten. Sie hätten auch darauf
gesetzt, dass der Irak kein theokratisch-islamischer Staat werde. Stattdessen habe
es nun den Anschein, dass ein schiitisches Parteibündnis und die Patriotische Union
Kurdistans im Parlament zusammengehen könnten. Mit drei Sitzen sei es sehr unwahrscheinlich,
dass die Christen im neuen Parlament viel mitzureden hätten. Bischof Abuna stellte
fest, dass sich die Christen wie "Gefangene zwischen zwei Stühlen" fühlen. Von beiden
Seiten würden sie entweder eingeschüchtert oder aber auf heuchlerische, manipulative
Weise umworben. Die Christen im Irak seien jetzt tatsächlich am Ende ihrer Kräfte. Auf
Initiative der Vereinten Nationen und der USA werden internationale Beobachter in
den Irak reisen, um dem Vorwurf des Wahlbetrugs nachzugehen. Sollte das derzeit vorliegende
Wahlergebnis bestätigt werden, gilt es als wahrscheinlich, dass die Vereinte Irakische
Allianz eine deutliche Islamisierung vorantreiben wird. Dabei gilt auch die Einführung
des islamischen Rechts der Scharia als wahrscheinlich. (apd 11.01.06 sk)