2006-01-08 14:19:25

Vatikan: Papst geißelt Übel alter und neuer Zeit


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat zum ersten Mal in seiner Amtszeit mehrere Kinder getauft, darunter einen kleinen „Karol“. Bei einer Messe am heutigen Fest „Taufe des Herrn“ nahm er damit fünf Jungen und fünf Mädchen in die Kirche auf. Eines der Kinder erhielt Erinnerung an Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. dessen Taufnamen „Karol“. Die Zeremonie fand in der Sixtinischen Kapelle statt, wo dieser jeweils am Jahresbeginn Tauffeiern abhielt. Papst Benedikt geißelte in seiner Predigt zur Taufe einige Zeiterscheinungen mit scharfen Worten. Ohne sich an den zuvor verfassten Text zu halten, sprach Benedikt frei. Die ablehnende Haltung der Kirche gegenüber kurzlebigen irdischen Vergnügungen führt er bereits auf ihre Anfänge zurück: „In der alten Kirche war dieses Nein zusammengefasst in einem einfachen Wort, nämlich ein Nein zum „Pomp des Teufels.“ Ein Nein zu dem Versprechen eines Lebens in Fülle, zu diesem Scheinleben, das die heidnische Welt versprach mit ihren Freiheiten, mit ihrem Lebensstil unter dem Stichwort „es gefällt mir so“. Es war ein Nein zu einer scheinbaren Kultur des Lebens. Aber es war in Wirklichkeit eine Antikultur des Todes. Es war ein Nein zu diesen Spektakeln, wo der Tod, die Grausamkeit, die Gewalt Vergnügen darstellten“, so der Papst. Als Beispiel für derartige Vergnügungen nannte er in seiner Predigt Massenspektakel im antiken Rom: „Denken wir an das, was im Kollosseum geschehen ist oder hier in den Neronischen Gärten, wo lebendige Menschen als Lampen angezündet worden sind. Wir sehen, wie die Grausamkeit, die Gewalt Unterhaltung geworden war – eine wahre Perversion der Freude, des echten Lebenssinnes.“ Menschenverachtende Tendenzen wie heute entdeckt der Papst bereits an diesen Volksvergnügungen von vor 2000 Jahren. „Es war ein Missbrauch des Körpers als Ware, als Handel. Jetzt können wir reflektieren“, fordert der Papst. Auch in unserer Zeit sei es nötig Nein zu sagen zu einer Kultur, die weiterhin eine Kultur des Todes ist. „Eine Gegenkultur, die sich durch die Flucht in die Droge zeigt, aus der Realität in die Illusion, in ein falsches Glück, das sich in der Lüge, in der Täuschung und in der Ungerechtigkeit zeigt, in der Verachtung des Nächsten, in mangelnder Solidarität, der Verantwortungslosigkeit gegenüber den Armen, den Leidenden, die sich auch zeigt in einer Sexualität, die reines Vergnügen wird, ohne jede Verantwortung, die den Menschen zu einem reinen Ding erniedrigt und ihm die Personwürde abspricht.“ Seiner Warnung vor den Risiken eines oberflächlichen Lebens stellte der Papst in seiner Predigt die Verheißung des Christentums gegenüber. „Zu diesem scheinbaren Glück, zu diesem Pomp eines Scheinlebens, das in Wirklichkeit nur ein Instrument des Todes ist, sagen wir Nein, um eine Kultur des Lebens zu kultivieren. Das christliche Ja war im Altertum ein großes Ja zum Leben und so ist es auch heute. Es ist ein Ja zu Christus, ein Ja zum Sieger über den Tod, ein Ja zum Leben.“ Dem dreifachen Nein an den Teufel steht nach den Worten des Papstes ein dreifaches christliches Ja gegenüber: „Ja zum lebendigen Gott, zu einem Schöpfergott, einer schöpferischen Vernunft, die dem Kosmos und unserem Leben einen Sinn gibt. Zweitens Ja zu Christus, zu einem Gott, der nicht verborgen geblieben ist, sondern der einen Namen hat, der Worte, der Leib und Blut hat. „Und Ja zur Gemeinschaft der Kirche, in der Christus lebendig in unsere Zeit und in unsere Arbeit und unser Alltagsleben eintritt.“ Die Zustimmung zu den christlichen Werten drücke sich in den zehn Geboten aus, führte Benedikt daraufhin aus. Sie seien kein „Paket
von Verbotschildern“, sondern eine Vision des Lebens: „Ja zur Familie – viertes Gebot, Ja zum Leben – fünftes Gebot, Ja zur verantworteten Liebe – sechstes Gebot, Ja zur Solidarität, zur sozialen Verantwortung, zur Gerechtigkeit – siebtes Gebot, Ja zur Wahrheit – das ist die Philosophie des Lebens, der Kultur, die konkret und praktikabel und wahr wird in der Gemeinschaft mit Christus."
Nach der Messe in der Sixtinischen Kapelle, in die sein Vorgänger die Taufen am Dreikönigstag 1994 verlegt hatte, sagte Benedikt beim Angelus gebet auf dem Petersplatz zu den Pilgern deutscher Sprache: „Mit Freude heiße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher hier auf dem Petersplatz willkommen. Bei der Taufe im Jordan hat Gott Jesus Christus als seinen geliebten Sohn geoffenbart. Durch das Wasser und den Heiligen Geist sind auch wir zum neuen Leben geboren. Der Herr helfe euch, als Kinder Gottes zu leben, und schenke euch heute und an allen Tagen dieses Jahres seine reiche Gnade!”
(rv 08.01.06 bg)







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