Papst Benedikt XVI.
hat zum ersten Mal in seiner Amtszeit mehrere Kinder getauft, darunter einen kleinen
„Karol“. Bei einer Messe am heutigen Fest „Taufe des Herrn“ nahm er damit fünf Jungen
und fünf Mädchen in die Kirche auf. Eines der Kinder erhielt Erinnerung an Benedikts
Vorgänger Johannes Paul II. dessen Taufnamen „Karol“. Die Zeremonie fand in der Sixtinischen
Kapelle statt, wo dieser jeweils am Jahresbeginn Tauffeiern abhielt. Papst Benedikt
geißelte in seiner Predigt zur Taufe einige Zeiterscheinungen mit scharfen Worten.
Ohne sich an den zuvor verfassten Text zu halten, sprach Benedikt frei. Die ablehnende
Haltung der Kirche gegenüber kurzlebigen irdischen Vergnügungen führt er bereits auf
ihre Anfänge zurück: „In der alten Kirche war dieses Nein zusammengefasst in einem
einfachen Wort, nämlich ein Nein zum „Pomp des Teufels.“ Ein Nein zu dem Versprechen
eines Lebens in Fülle, zu diesem Scheinleben, das die heidnische Welt versprach mit
ihren Freiheiten, mit ihrem Lebensstil unter dem Stichwort „es gefällt mir so“. Es
war ein Nein zu einer scheinbaren Kultur des Lebens. Aber es war in Wirklichkeit eine
Antikultur des Todes. Es war ein Nein zu diesen Spektakeln, wo der Tod, die Grausamkeit,
die Gewalt Vergnügen darstellten“, so der Papst. Als Beispiel für derartige Vergnügungen
nannte er in seiner Predigt Massenspektakel im antiken Rom: „Denken wir an das, was
im Kollosseum geschehen ist oder hier in den Neronischen Gärten, wo lebendige Menschen
als Lampen angezündet worden sind. Wir sehen, wie die Grausamkeit, die Gewalt Unterhaltung
geworden war – eine wahre Perversion der Freude, des echten Lebenssinnes.“ Menschenverachtende
Tendenzen wie heute entdeckt der Papst bereits an diesen Volksvergnügungen von vor
2000 Jahren. „Es war ein Missbrauch des Körpers als Ware, als Handel. Jetzt können
wir reflektieren“, fordert der Papst. Auch in unserer Zeit sei es nötig Nein zu sagen
zu einer Kultur, die weiterhin eine Kultur des Todes ist. „Eine Gegenkultur, die sich
durch die Flucht in die Droge zeigt, aus der Realität in die Illusion, in ein falsches
Glück, das sich in der Lüge, in der Täuschung und in der Ungerechtigkeit zeigt, in
der Verachtung des Nächsten, in mangelnder Solidarität, der Verantwortungslosigkeit
gegenüber den Armen, den Leidenden, die sich auch zeigt in einer Sexualität, die reines
Vergnügen wird, ohne jede Verantwortung, die den Menschen zu einem reinen Ding erniedrigt
und ihm die Personwürde abspricht.“ Seiner Warnung vor den Risiken eines oberflächlichen
Lebens stellte der Papst in seiner Predigt die Verheißung des Christentums gegenüber.
„Zu diesem scheinbaren Glück, zu diesem Pomp eines Scheinlebens, das in Wirklichkeit
nur ein Instrument des Todes ist, sagen wir Nein, um eine Kultur des Lebens zu kultivieren.
Das christliche Ja war im Altertum ein großes Ja zum Leben und so ist es auch heute.
Es ist ein Ja zu Christus, ein Ja zum Sieger über den Tod, ein Ja zum Leben.“ Dem
dreifachen Nein an den Teufel steht nach den Worten des Papstes ein dreifaches christliches
Ja gegenüber: „Ja zum lebendigen Gott, zu einem Schöpfergott, einer schöpferischen
Vernunft, die dem Kosmos und unserem Leben einen Sinn gibt. Zweitens Ja zu Christus,
zu einem Gott, der nicht verborgen geblieben ist, sondern der einen Namen hat, der
Worte, der Leib und Blut hat. „Und Ja zur Gemeinschaft der Kirche, in der Christus
lebendig in unsere Zeit und in unsere Arbeit und unser Alltagsleben eintritt.“ Die
Zustimmung zu den christlichen Werten drücke sich in den zehn Geboten aus, führte
Benedikt daraufhin aus. Sie seien kein „Paket von Verbotschildern“, sondern eine
Vision des Lebens: „Ja zur Familie – viertes Gebot, Ja zum Leben – fünftes Gebot,
Ja zur verantworteten Liebe – sechstes Gebot, Ja zur Solidarität, zur sozialen Verantwortung,
zur Gerechtigkeit – siebtes Gebot, Ja zur Wahrheit – das ist die Philosophie des Lebens,
der Kultur, die konkret und praktikabel und wahr wird in der Gemeinschaft mit Christus." Nach
der Messe in der Sixtinischen Kapelle, in die sein Vorgänger die Taufen am Dreikönigstag
1994 verlegt hatte, sagte Benedikt beim Angelus gebet auf dem Petersplatz zu den Pilgern
deutscher Sprache: „Mit Freude heiße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher
hier auf dem Petersplatz willkommen. Bei der Taufe im Jordan hat Gott Jesus Christus
als seinen geliebten Sohn geoffenbart. Durch das Wasser und den Heiligen Geist sind
auch wir zum neuen Leben geboren. Der Herr helfe euch, als Kinder Gottes zu leben,
und schenke euch heute und an allen Tagen dieses Jahres seine reiche Gnade!” (rv
08.01.06 bg)