Mit einer feierlichen Messe im Petersdom hat Papst Benedikt XVI. heute das Hochfest
der Erscheinung des Herrn begangen. Vor Tausenden von Pilgern erinnerte er dabei an
das Paradox der Offenbarung Gottes: In den Palästen von Jerusalem sei die Geburt des
Messias mit Angst und Mißtrauen aufgenommen worden. Den Kleinen und Fremden dagegen
habe sich Gott offenbart. Das Fest "Epiphanie", also Offenbar-Werden Gottes, ist auch
als Dreikönigs-Tag bekannt. "Stille Nacht" in St. Peter: Unter der gewaltigen Kuppel
des Michelangelo wurde es an diesem Freitag noch einmal sehr weihnachtlich. Ein etwas
müde wirkender Papa Benedetto zelebrierte mit goldenem Meßgewand in einem festlich
erleuchteten Dom. Unter den Fürbitten war auch eine auf deutsch. "Auf den ersten
Blick könnte man meinen, Treue Gottes zu Israel und seine Offenbarung an alle Welt
- da liege ein Widerspruch. In Wirklichkeit aber sind das zwei Seiten derselben Medaille",
so Papst Benedikt in seiner Predigt. "Es ist in völliger Treue zum Bund der Liebe
mit dem Volk Israel, dass Gott seine Ehre auch anderen Völkern offenbart." Theologisch
gesehen bekräftigt Papst "Benedetto" damit, dass Gottes Bund mit dem Volk Israel nicht
aufgehoben ist, sondern weiter gilt. Heute werde auch die missionarische Dimension
der Kirche deutlich, so der Papst weiter: "Sie ist dazu aufgerufen, in der Welt das
Licht Christi leuchten zu lassen, sein Licht widerzuspiegeln, so wie der Mond das
Sonnenlicht reflektiert." Die Kirche sei zwar aus sündigen Menschen gebildet, aber
Christi Licht leuchte in ihr. Auf dem Petersplatz waren derweil in einem fantastischen
Zug die Heiligen Drei Könige zu Pferd aufmarschiert, umgeben von ihrem Hofstaat -
die alljährliche Initiative eines Heimatverbands. Als der Papst zum Angelusgebet an
seinem Fenster erschien, fiel ihm spontan der Kölner Weltjugendtag vom letzten August
ein: Das sei, vom Stern der drei Weisen geführt, doch auch eine echte "Epiphanie"
gewesen, so der Papst. Und er wiederholte seinen Appell von Köln: "Öffnet euer Herz
für Christus, lasst euch von ihm überraschen! Öffnet ihm die Tore eurer Freiheit!"
"Ich würde mir wünschen", so der deutsche Papst weiter, "dass man in der ganzen Kirche
- so wie letzten August in Köln - eine Atmosphäre der Epiphanie und des echten missionarischen
Eifers atmen könnte!" Auf deutsch sagte der Papst: "Sehr herzlich grüße ich die Pilger
aus dem deutschen Sprachraum. Im Kind in der Krippe haben die Weisen aus dem Morgenland
den Herrn gefunden. Der Stern von Bethlehem führe auch euch zu Christus, dem Erlöser
aller Menschen und Völker. Bringt Ihm eure Gaben und euch selbst dar! Er wird euch
mit seiner Gnade reich beschenken. – Einen frohen und gesegneten Festtag!"