Die deutschen Bischöfe haben eine positive kirchliche Bilanz für das Jahr 2005 gezogen.
Mit Blick auf den im September anstehenden Papstbesuch in Bayern und den für Mai in
Saarbrücken geplanten Katholikentag zeigten sie sich in ihren Silvesteransprachen
auch optimistisch für das kommende Jahr. Gesellschaftlich verlangten die Bischöfe
mehr Anstrengungen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und einen besseren Schutz des
Lebens von der Empfängnis bis zum Tod. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche
in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, verteidigte in seiner Neujahrspredigt in Berlin
das Existenzrecht des Staates Israel.
Nach den Worten des Münchener Kardinals
Friedrich Wetter soll der Papst-Besuch in der Heimat ein «Fest des Glaubens» werden.
Durch die Begegnung und in Gottesdiensten mit dem Kirchenoberhaupt gelte es, den Glauben
zu stärken und die Einheit der Kirche zu festigen, so Wetter. Der Kölner Kardinal
Joachim Meisner würdigte den Weltjugendtag als größtes Ereignis in der Geschichte
des Erzbistums. Allen Untergangspropheten in und außerhalb der Kirche zum Trotz habe
sich in Köln eine junge Kirche mit einer inneren Vitalität gezeigt, die die Herzen
vieler Menschen verwandelt habe. Auch Aachens Bischof Heinrich Mussinghoff sieht in
der Begeisterungsfähigkeit junger Christen ein gutes Signal für die Kirche. Der Trierer
Bischof Reinhard Marx betonte erhoffte sich vom kommenden Katholikentag in Saarbrücken
«ein Fest des Glaubens und der Begegnung». Kirchliche Persönlichkeiten und Ereignisse
haben nach Ansicht des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick dazu geführt, dass Kirche
wieder «in» ist. Als ein «Jahr der Begegnungen und der Ermutigungen» bezeichnete der
Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch 2005. Er erinnerte ebenso an den Weltjugendtag
wie Bischof Friedhelm Hofmann in Würzburg. Für eine «neue Gelassenheit» plädierte
der Mainzer Kardinal Karl Lehmann. Dies dürfe nicht mit einem Nachlassen der Verantwortung
für die Zukunft verwechselt werden, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz an
Silvester. «Wir erfahren nicht nur wieder neu unsere Ohnmacht gegenüber Naturkatastrophen,
sondern wissen auch um die Anfälligkeit unserer Gesellschaftssysteme, etwa durch den
Terrorismus und die Ungesichertheit der Sozialsysteme für die Zukunft», so Lehmann.
Der Münsteraner Bischof Reinhard Lettmann rief die Christen auf, sich in
der Gesellschaft nicht mit der Rolle des Zuschauers zu begnügen. Für sie könne es
keinen «Ohne-mich-Standpunkt» geben. Für den Passauer Bischof Wilhelm Schraml zeigt
die Diskussion um aktive Sterbehilfe, dass der Mensch immer mehr der Gefahr ausgeliefert
sei, seiner personalen Würde beraubt zu werden. Auch Fuldas Bischof Heinz Josef Algermissen
sieht das menschliche Leben an seinem Beginn und Ende bedroht. Grund seien nicht nur
Abtreibungen, sondern auch bedenkliche Entwicklungen in Gentechnik und Biomedizin.
Algermissen wandte sich ebenso energisch gegen die Freigabe aktiver Sterbehilfe wie
Hamburgs Erzbischof Werner Thissen. Bischof Franz-Josef Bode würdigte in Osnabrück
das kirchliche Engagement bei der Begleitung von Sterbenden. Der Paderborner Erzbischof
Hans-Josef Becker rief angesichts der kirchlichen Strukturveränderungen zu einem spirituellen
Neubeginn auf. Viele Menschen suchten heute nach der Erfahrung, dass Gott ihnen sein
Angesicht zuwendet. Ruhrbischof Felix Genn rief die Gemeinden auf, positiv mit den
anstehenden Veränderungen umzugehen. Trotz eines religiösen Booms müsse sich die Kirche
kleiner setzen. (kna 01.01.05 sk)