Gestern hat die deutsche Kanzlerin ihren Antrittsbesuch bei Italiens Ministerpräsident
Silvio Berlusconi absolviert. Wann die evangelische Pastorentochter ihren Lansmann
auf dem Stuhle Petri besucht, sagte sie nicht. Aber sie betonte die Gemeinsamkeiten
zwischen Italien und Deutschland:
"Wir vertreten ein Gesellschaftsmodell,
bei dem der soziale Ausgleich und die wirtschaftliche Kompetenz gleichermaßen wichtig
sind, weil wir wissen, dass das für den Wohlstand der Menschen in unseren Ländern
von größter Bedeutung ist. Wir sind unseren Prinzipien der freiheitlichen Entwicklung
der sozialen Marktwirtschaft verpflichtet."
Merkel wirkte gelöst, lächelte
freiwillig in die unzähligen Fotokameras nach links und rechts. Das Thema des Tages
- die Befreiung von Susanne Osthoff im Irak - sprach sie nur indirekt an:
"Wir
haben es nach dem Ende des Kalten Krieges mit neuen Herausforderungen zu tun, wie
der Bekämpfung des Terrorismus, wie der Zusammenarbeit in den Fragen von Zuwanderung
und innerer Sicherheit, und all das bedeutet, dass wir gemeinsam agieren müssen. Wir
sind für die Erweiterung der Europäischen Union gewesen, wir wollen, dass auch die
mittel- und osteuropäischen Länder eine Chance haben, ihren Wohlstand zu verbessern.
Wir wissen aber auch, dass das nur in einem effizienten Europa geschieht, einem Europa,
das nicht zuerst auf Bürokratie setzt, sondern das sich zuerst um das Wohl der Menschen
kümmert."
Berlusconi seinerseits wünschte sich zahlreiche Besuche seiner
deutschen Kollegin. Nicht zuletzt beim EU-Finanzgipfel in Brüssel habe er ihre "Vision
und Führungskraft" schätzen gelernt:
"Ihre Fähigkeit als Frau, sehr konkret
zu sein. Das ist etwas, das wir bei den Frauen anerkennen: Dass Ihr die Fähigkeit
habt, schneller als wir zu pragmatischen Lösungen zu kommen."