Vor genau fünf Jahren stammte die Fichte auf dem Petersplatz aus Österreichs südlichstem
Bundesland, aus Kärnten. Als Landeshauptmann Jörg Haider, der heute noch im Amt ist,
zur Erstbeleuchtung im Vatikan anreiste, kam es, just am Ende des Heiligen Jahres,
in Rom zu Demonstrationen gegen den rechtspopulistischen Politiker. Ist die gut 1.000-köpfige
Pilger-Delegation von heute eine Antwort auf die hässlichen Szenen von damals? Oberösterreichs
Landeshauptmann Josef Pühringer: „Nein, so würde ich das nicht sehen, weil
ich dem Kollegen Haider in Kärnten nicht diese Bedeutung zumesse. Wir sind gute Demokraten
in Österreich – auch die jetzige Bundesregierung unter Bundeskanzler Schüssel war
erst vor wenigen Tagen beim Heiligen Vater –, und wir haben den Beweis erbracht, dass
wir ein vollwertiges, demokratiepolitisch reifes Mitglied der europäischen Gemeinschaft
sind. Wir werden am 1. Jänner stolz die Ratspräsidentschaft der EU übernehmen, und
es wird eine gute Präsidentschaft sein. Ich glaube, selbst Jörg Haider hat schon mitbekommen,
dass da kein Platz für Polemik und Schlechtmachereien für Europa ist.“ Die
Oberösterreicher haben die herzliche Atmosphäre bei der Audienz in der selten genutzten
Aula delle Benedizioni sehr genossen, sagte Josef Pühringer im Gespräch mit Radio
Vatikan. Der Politiker von der in Österreich regierenden konservativen Volkspartei
hat übrigens eine gewisse Erfahrung in Papstbesuchen: „Ich war einige Male
bei seinem Vorgänger und auch bei Paul VI. Es ist – ohne das gering schätzen zu wollen,
was ich da erlebt habe – einfach etwas anderes, wenn dir ein Papst in der Muttersprache
begegnet. Denn da wird die Herzlichkeit gleich eine Hunderprozentige!“ (rv
17.12.05 gs)