Der Weihbischof von Wien, Helmut Krätzl, sieht in der katholischen Kirche einen Reformstau.
In einem Interview sagte Krätzl der "Kleinen Zeitung", dass die Kirche in dem Sprung,
zu dem sie vor 40 Jahren mit dem Ende des zweiten Vatikanums angesetzt hätte, gehemmt
sei. Konkret nannte er die Frage der Ehe, wo der Grundsatz der verantworteten Elternschaft
neu überdacht werden müsse, und das Zusammenwirken von Priestern und Laien als Problempunkte.
Krätzl plädierte außerdem für die Zulassung von "viri probati", also Männern, die
sich in Leben, Glauben und Ehe bewährt haben, zur Priesterweihe. Er räumte allerdings
ein, dass das Zweite Vatikanum mehr verändert habe, als manche wahrhaben wollten.
Die zwei markantesten Neuerungen seien das neue Selbstverständnis der Kirche und ihre
radikale Öffnung zur Welt. (kap 05.12.05 dc)