Vatikan: Theologen beraten über ungetauft gestorbene Kinder
Dieser Tage berät im Vatikan die Vollversammlung der Internationalen Theologischen
Kommission. Ihr Hauptthema ist dieses Mal erstaunlich: der Umgang mit Kindern, die
ungetauft sterben. Hintergrund der Frage ist: Die Kirche ging jahrhundertelang davon
aus, dass nur solche Menschen zur Anschauung Gottes gelangen, die auf Erden an Jesus
Christus geglaubt hatten. Ungetaufte Kinder hatten das nicht, daher konnten sie zwar
- nachdem sie ja ohne Sünde sind - in ein ewiges Glück gelangen, aber nicht zur Anschauung
Gottes. Durch neuere theologische Erkenntnis ist diese Auffassung fraglich geworden.
Wir haben daher mit dem Generalsekretär der Kommission, dem Jesuiten Luis Ladaria,
gesprochen und ihn gefragt : Was sagt die katholische Kirche zum Fall dieser ungetauft
gestorbenen Kinder? "Zunächst einmal: Es gibt in diesem Punkt keine dogmatische
Definition, keine Lehraussage, die für alle verbindlich wäre. Jahrhundertelang dachte
man, dass diese Kinder in den so genannten Limbus kommen. Hier hätten sie zwar natürliches
Glück, aber könnten Gott nicht schauen. Dieser Glaube ist durch theologische und lehramtliche
Entwicklungen fraglich geworden. Unter diesen Voraussetzungen beschäftigen wir uns
jetzt mit dem Problem, eine definitive Aussage gibt es schlicht noch nicht." Auf
jeden Fall gilt aber doch Gottes Wille, a l l e Menschen zum Heil zu führen; gilt
auch die Vermittlung Christi sowie die Sakramentalität der Kirche im Heilsplan : "Das
sind die grundlegenden Parameter. Wir müssen in der Tat davon ausgehen, dass Gott
das Heil a l l e r will. Und wir müssen davon ausgehen, dass Christus für a l l
e Menschen gestorben, und dass die Kirche ein universales Sakrament des Heils ist.
So hat es das Zweite Vatikanische Konzil gelehrt. Wenn wir all das berücksichtigen,
stellt sich die Notwendigkeit der Taufe in einem anderen Rahmen." (rv 02.12.05
hr)