Heute ist Weltaidstag. Die Vereinten Nationen erinnern damit weltweit an die massenhafte
Verbreitung der Immunschwächekrankheit Aids. 40 Millionen Menschen sind derzeit mit
dem HI-Virus infiziert, etwa zwei Drittel davon leben im im südlichen Afrika. Doch
auch in Deutschland ist die Infektionsrate um 30 Prozent gestiegen und ist so hoch
wie nie zuvor. Rund 49.000 Menschen leben in der Bundesrepublik mit einer HIV-Infektion
oder mit der bereits ausgebrochenen Krankheit Aids. Alarmierende Zahlen - sagt Clemens
Ochel, Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheitsdienste und HIV/Aids am deutschen katholischen
Missionsärztlichen Institut in Würzburg. Aids sei bei weitem nicht nur ein medizinisches
Problem, sondern auch sozial, wirtschaftlich und politisch zu sehen: "In dem
Sinne, dass zunehmend mehr Staaten sozusagen Entwicklungsrückschritte machen und sogar
in ihren Grundfesten durch HIV und Aids destabilisiert werden. So kann man durchaus
annehmen, dass zum Beispiel osteuropäische Staaten, die um ihre demokratische Entwicklung
ringen, sich schwer tun werden, mit den Folgen von Aids fertig zu werden." Weltweit
sind im vergangenen Jahr mehr als drei Millionen Menschen an Aids gestorben, fünf
Millionen haben sich mit dem HI-Virus infiziert. Ein täglicher Tsunamie, sagt Clemens
Ochel: "Wenn ich heute sagen würde, bei einem Erdbeben im Land X sind heute
12.000 Menschen gestorben, dann würde es wohl eine enorme Solidarität geben, Menschen
würden spenden. Aber keiner will so recht wahrnehmen, dass diese Katastrophe sich
bei Aids an 365 Tagen im Jahr ereignet. Und das, was die Weltgemeinschaft an Mitteln
mobilisiert, ist bei weitem weder fair noch hinreichend. Wir müssten schon deutlich
mehr tun, um auch die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zur Armutsbekämpfung
und zur Aidsbekämpfung, zu denen sich alle Regierungen ja auch verpflichtet haben,
wirklich erreichen zu können." Der vatikanische Gesundheitsminister Javier
Lozano Barragan hatte in seiner Botschaft zum Welt-Aids-Tag von "einer globalen Krise"
gesprochen. Schuld daran sei auch eine "pansexuelle Kultur, die die Sexualität entwertet
und auf eine bloße Lust ohne weitere Bedeutung reduziert". Die beste Prävention sei
die Rückbesinnung auf eine verantwortliche Sexualpraxis.