Der Präsident des Päpstlichen Friedensrates, Kardinal Renato Raffaele Martino, hat
sich gestern in Moskau mit dem orthodoxen Metropoliten Kyrill von Smolensk getroffen.
Bei dem Gespräch in herzlicher Atmosphäre ging es um die religiösen, geistlichen und
moralischen Werte, die beide Kirchen gemeinsam verkündigen wollen. Über die christlichen
Wurzeln Europas planen der päpstliche Friedensrat und das Patriarchat von Moskau eine
gemeinsame Konferenz. Kyrill leitet das Außenamt der russisch-orthodoxen Kirche, ist
also eine Art „Außenminister“. Ein Treffen des Vatikan-Kardinals mit Patriarch Alexei
kam allerdings nicht zustande; Alexei ließ sich aus Krankheitsgründen entschuldigen.
Der katholische italienische Journalist Fulvio Scaglione weist im Interview mit Radio
Vatikan darauf hin, dass Kardinal Martino nach dem vatikanischen „Außenminister“ Erzbischof
Giovanni Lajolo schon der zweite Vatikan-Emissär in Moskau innerhalb weniger Wochen
ist. „Diese Treffen geschehen auf hohem Niveau – da sind natürlich auch alle Vorsicht
und Diplomatie auf hohem Niveau. Ich habe selber vor kurzem bei einem Gespräch mit
Patriarch Alexei II. den Eindruck gewonnen, dass die orthodoxe Kirche zwar weiterhin
die katholische Präsenz in Russland kritisch sieht, und das, was sie „Missionierungs-
und Expansionsversuche“ in Russland nennt, und auch die Uniaten in der Ukraine; auf
der anderen Seite habe ich den Eindruck, dass es bei den Orthodoxen nachhaltige Erwartungen
an Papst Benedikt XVI. gibt. Da ist ein Wille – wenn auch noch verschämt und versteckt
-, endlich ein neues Kapitel aufzuschlagen.“ (rv 30.11.05 sk)