Vatikan: Instruktion zu homosexuellen Seminaristen
Der Vatikan hat heute das Dokument zum Thema Priesterweihe für Homosexuelle veröffentlicht.
Bereits vor einer Woche war der Text inoffiziell im Internet aufgetaucht, jetzt ist
die Instruktion amtlich. Der Titel: "Über Kriterien zur Berufsklärung von Personen
mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesterseminar
und zu den Heiligen Weihen", vom Papst approbiert bereits am 31. August, unterzeichnet
am 4. November vom Präfekten der Bildungskongregation, Kardinal Zenon Grocholewski.
Der sagt, die Instruktion sei - anders als die Medien offenbar meinten - im Grunde
nichts Besonderes: "Wir haben seit dem Konzil rund 20 Dokumente veröffentlicht,
die sich mit verschiedenen Aspekten der Priesterausbildung befassen. Über das Problem
der Homosexualität hat die Kongregation für Glaubenslehre sich schon vielfach geäußert.
Auf diesem Gebiet gibt es in der heutigen Welt eine gewisse Desorientierung. Viele
vertreten die Position, dass die homosexuelle Veranlagung für den Menschen etwas Normales
sei, sozusagen wie ein drittes Geschlecht. Dies widerspricht aber vollkommen der menschlichen
Anthropologie, das widerspricht nach Auffassung der Kirche dem Naturgesetz. Gott selbst
hat dies in die menschliche Natur eingepflanzt: Es gibt zwei Geschlechter." Die
Bildungskongregation verbreite mit der vorliegenden Instruktion also lediglich die
Lehre der Kirche, betont Grocholewski. Homosexuelle Tendenzen und deren Ausübung würden
klar unterschieden. Die Ausübung sei wider das Naturgesetz und damit "schwere Sünde".
Aber: "Die bloße Veranlagung ist keine Sünde, aber eine mehr oder weniger starke
Tendenz in Richtung einer aus moralischer Sicht in sich schlechten Handlung. Diese
Personen befinden sich in einer Art Probezeit. Sie brauchen Verständnis und dürfen
in keiner Weise diskriminiert werden." Seitens der Kirche sei man aber nun
mal daran gehalten, das göttliche Gesetz zu befolgen - dem einen falle das leichter,
dem anderen schwerer. Und nach diesem göttlichen Gesetz könnten drei Personengruppen
nicht zur Priesterweihe zugelassen werden. Der Präfekt für die Bildungskongregation
zählt auf: "Wer Homosexualität praktiziert, wer tiefsitzende homosexuelle Tendenzen
aufweist oder wer die sogenannte Gay-Kultur unterstützt. Wir sind zutiefst davon überzeugt,
dass es hier Hindernisse für einen korrekten Umgang mit Männern und Frauen gibt, die
negative Folgen für die pastorale Arbeit der Kirche haben. Natürlich kann es auch
vorübergehende Tendenzen oder Fälle geben, die nicht von einer 'tiefsitzenden Tendenz'
herrühren, sondern von vorübergehenden äußeren Umständen. Diese sind kein Hindernis
für die Aufnahme ins Priesterseminar oder die Zulassung zur Weihe. Aber in diesen
Fällen müssen bis zur Diakonenweihe mindestens drei Jahre vergangen sein." Der
Präfekt der Bildungskongregation hatte mit einer breiten Reaktion in der Öffentlichkeit
gerechnet. Aber er betont: "Die Kirche hat das Recht, das hochheilige Recht,
festzulegen, was die Anforderungen sind, Priester zu werden. Denn wenn jemand von
Gott berufen wird, wird er mittels der Kirche berufen, durch die Kirche - und deshalb
hat die Kirche das Recht, vielmehr noch die Pflicht, notwendige Bedingungen aufzustellen,
um die Eigung der Personen zu prüfen." Von Benachteiligung oder gar Diskriminierung
kann laut Grocholewski keine Rede sein: "Jede Diskriminierung ist voll und ganz
zu verurteilen." Die Instruktion befasst sich nur mit den Priesterseminaristen.
Doch wie steht die Bildungskongregation zu Männern, die bereits zum Priester geweiht
sind, aber homosexuell sind? Der Kardinal dazu: "Natürlich sind diese Weihen
gültig. Wer seine eigene Homosexualität erst nach der Priesterweihe entdeckt, muss
natürlich sein Priestertum leben, muss natürlich versuchen, in Keuschheit zu leben...
Vielleicht wird er dazu mehr geistliche Hilfe brauchen als andere, aber ich denke,
dass er sein Priestertum auf die bestmögliche Weise entfalten muss." (rv 29.11.05
bp)