Vatikan: Papst eröffnet akademisches Jahr in Katholischer Universität
Papst Benedikt XVI. hat am Vormittag in der römischen Gemelli-Klinik das Akademische
Jahr der Medizinischen Fakultät eröffnet. Das Kirchenoberhaupt würdigte die Herz-Jesu-Universität
- die größte katholische Hochschule Europas - als Werkstatt für die Forschung im Einklang
von Glauben und Vernunft. "Als Kriterium für Rationalität hat sich in der Vergangenheit
immer mehr die Beweisbarkeit durch das Experiment in den Vordergrund gedrängt. Die
Grundfragen des Menschen - wie etwa Leben und Sterben - bleiben so aber ausgeklammert
aus dem rationalen Denken; sie werden ins Reich der Subjektivität verwiesen. Als Folge
verschwindet am Ende sogar die Frage, die den Anstoß zur Gründung der Universität
gab: die Frage nach dem Wahren und dem Guten. Sie wird ersetzt durch die Frage der
Machbarkeit. Hier liegt die große Herausforderung der katholischen Universitäten:
mit einer Art von Rationalität Wissenschaft zu betreiben, die sich unterscheidet von
jener, die heute dominiert. Mit einer Art Rationalität also, die sich Gott öffnet."
Der Universität angeschlossen ist das Krankenhaus, in dem Papst Johannes Paul
II. wiederholt behandelt wurde. Benedikt XVI. erneuerte heute seinen Dank an die Ärzte
der Polyklinik für ihre sorgsame und kenntnisreiche Behandlung von Johannes Paul. Es
war bereits der zweite Besuch des deutschen Papstes im Gemelli-Krankenhaus seit seiner
Wahl. Am 5. August hatte Benedikt dort seinen Bruder Georg Ratzinger besucht, dem
die Ärzte Tags zuvor einen Herzschrittmacher eingepflanzt hatten. Als Gastgeschenk
erhielt Benedikt XVI. heute übrigens die Reproduktion eines Stichs seiner alten Bischofsstadt
München aus dem Jahr 1493. (rv 25.11.05 gs)