Vatikan: Gen-Defekte beeinträchtigen nicht die Würde des Menschen
Auch Menschen, die der Kirche fern stehen, bleiben in christlich geprägen Gesellschaften
sensibel gegenüber menschlichen Werten und den positiven Impulsen des Evangeliums
zum Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft. Das sagte Papst Benedikt XVI. heute vor
den Teilnehmern eines im Vatikan tagenden Kongresses über das menschliche Genom.
"Gesellschaften
mit langer christlicher Tradition bewahren "Samenkörner des Humanismus", die unberührt
bleiben von den Disputen der nihilistischen Weltanschauung. Diese Samenkörner wachsen
sogar, je schwerer die Herauforderungen werden."
In der säkularisierten Gesellschaft
fänden wache Geister heute vielfach keine Befriedigung mehr, so der Papst weiter.
An diesem Punkt öffne sich neuer Raum für einen fruchtbaren Dialog der Kirche mit
der Gesellschaft, und zwar nicht nur mit Gläubigen. Gerade die moderne medizinische
Forschung biete der Kirche die wertvolle Gelegenheit, "die Gewissen zu erleuchten",
um sicherzustellen, jede neue wissenschaftliche Entdeckung dem Wohl des Menschen diene,
so der Papst weiter.
"Die Menschen unserer Zeit, sensibilisiert von den
grauenhaften Ereignissen des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts, verstehen sehr
gut, dass die Würde des Menschen nicht von den Genen seines Erbgutes abhängt und auch
nicht schwindet, wenn genetische Defekte vorhanden sind. Das Prizip der Nicht-Diskriminierung
auf der Grundlage von körperlichen oder genetischen Faktoren ist tief in die Gewissen
eingedrungen und formal auch in den Menschenrechts-Erklärungen festgeschrieben. Wir
müssen uns vor den Risiken einer Wissenschaft in Acht nehmen, die sich unabhängig
von der moralischen Norm fühlt, die in die Natur des Menschen einegeschrieben ist."
(rv 19.11.05 gs)