2005-11-17 07:37:17

Ö: Romero-Preis an Gefängnis-Seelsorger


Jedes Jahr verleiht die Katholische Männerbewegung Österreichs den Oscar-Romero-Preis. An Leute, die sich besonders für Menschenrechte und Entwicklung in den Ländern des Südens engagiert haben. Heute nun erhält in Graz Günther Zgubic die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung – der Priester aus der Steiermark arbeitet seit über 15 Jahren als Gefängnisseelsorger in Brasilien. Seine Erfahrung - immer mehr Menschen wandern dort ins Gefängnis, oft auch aus nichtigem Anlass:
"In ganz Brasilien hat sich die Zahl der Gfangenen in zehn Jahren verdoppelt oder verdreifacht in allen Bundesstaaten. Das ist eine Zeitbombe: die Leute kommen in fünf Jahren aus den Gefängnissen zurück und wir haben dann fünf Mal so viel Verstoßene, von denen niemand mehr in der freien Gesellschaft wissen will und bei diesem sozial- und sicherheitspolitischen Maßnahmen wird es nur zu einem Bürgerkrieg kommen! Es kann sich alles nur verschlechtern, weil wir viel mehr Ausgeschlossene haben!"
Als Koordinator der nationalen Gefängnisseelsorge Brasiliens hat Zgubic schon viel erreicht - unter anderem, dass die äußert fragwürdigen Polizeigefängnisse langsam ersetzt werden durch Untersuchungshaftanstalten mit internationalen Standards. Und dennoch: Folter gegen Häftlinge ist in Brasilien noch immer bittere Realität:
"Ein Hauptproblem ist, dass die Verhörmethoden in Brasilien oft noch der Inquisistion folgt: Es gibt keinen Rechtsanwalt drinnen, keinen Richter, es gibt keinen Staatsanwalt, es gibt niemanden, der das Verhalten der Polizisten kontrolliert, und damit ist eine der wichtigsten und brutalsten Folterquellen noch überhaupt nicht ausgeschaltet."
(rv 11.11.05 hr)
 







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