Vatikan: Israels Präsident beim Papst - Einladung nach Israel
Moshe Katzav, der Staatspräsident Israels, ist von Papst Benedikt XVI. in Audienz
empfangen worden. Während ihres Gesprächs, das fast eine halbe Stunde dauerte und
in herzlicher Atmosphäre verlief, bewachte ein großes Polizeiaufgebot die Zugänge
zum Vatikan. Katzav lud den Papst zu einem Besuch nach Israel ein; nach der Begegnung
erklärte er, Benedikt habe mit Freude zugesagt. Er - Katzav - hoffe auf einen Papstbesuch
im Heiligen Land schon nächstes Jahr. Ähnliche Einladungen hat Benedikt XVI. u.a.
schon von Israels Premierminister Ariel Scharon und den Oberrabbinern des Landes erhalten.
Nach seinem Treffen mit dem Papst sprach der Präsident auch noch mit Kardinalstaatssekretär
Angelo Sodano. Katzav, der von seiner Frau Gila begleitet wurde, war zwar zu einem
offiziellen, aber nicht zu einem Staatsbesuch im Vatikan - darum gab es keine Ansprachen. Der
Vatikan teilte mit, Benedikt habe den Präsidenten auf die derzeitigen Verhandlungen
zu Abkommen zwischen Israel und dem Vatikan angesprochen. Da liegt aus Vatikansicht
noch einiges im Argen - vor allem sind der juristische Status und die Finanzen von
kirchlichen Einrichtungen im Heiligen Land noch nicht völlig geklärt. Außerdem ging
es, allgemeiner, um die Lage in Israel. Dabei habe der Papst sich für einen palästinensischen
Staat ausgesprochen und sich Zusammenarbeit zwischen einem Staat Israel und einem
Staat der Palästinenser gewünscht. Papst und Präsident sprachen auch über eine engere
Zusammenarbeit auf kulturellem und humanitärem Gebiet - letzteres vor allem mit Blick
auf Afrika. Der Papst schenkte Katzav Faksimiles von Dokumenten, die für das christlich-jüdische
Gespräch wichtig sind. Katzav hingegen überreichte dem Papst einige Fotos von Resten
einer christlichen Kirche, die kürzlich in Megiddo entdeckt wurde; es handelt sich
womöglich um den ältesten Kirchbau der Welt. Katzav war schon im Dezember 2002
von Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. in Audienz empfangen worden. Auch an der
Beerdigung Johannes Pauls II. im April dieses Jahres hatte er teilgenommen und dabei
schon kurz den jetzigen Papst kennengelernt. In Erinnerung blieb am Rand der Beerdigung
Johannes Pauls Katzavs Händedruck für Syriens Präsidenten und sein kurzes Gespräch
mit dem damaligen Präsidenten des Iran. Israels Präsident ist auf dem Gebiet des heutigen
Iran geboren. Das Verhältnis zwischen Israel und dem Vatikan ist nicht frei von
Spannungen. Im Sommer erlebte es eine schwere Krise, weil Israel dem Papst vorwarf,
ein palästinensisches Terrorattentat nicht verurteilen zu wollen. Zwölf Jahre nach
der Anerkennung Israels durch den Heiligen Stuhl und sechs Jahre nach einer Übereinkunft
über die juristische Natur katholischer Institutionen ist das Grundlagenabkommen zwischen
Israel und dem Vatikan immer noch nicht völlig unter Dach und Fach. (rv 17.11.05
gs)