Das menschliche Genom - Organisationselement des Körpers und weitgehend noch immer
medizinisches wie psychisches Rätsel - ist das Thema einer Konferenz des Päpstlichen
Gesundheitsrats, die ab Donnerstag dieser Woche im Vatikan tagt. 700 Teilnehmer aus
81 Ländern werden erwartet und wollen interdisziplinär über Forschungsstand und Zukunft
beraten. Medizin, Ethik und Psychologie sollen Thema sein, erläuterte der päpstliche
Gesundheitsminister Kardinal Javie Lozano Barragán heute vorab in einer Pressekonferenz.
Was die Aufgabe der Kirche in bioethischen Fragen anging, nahm nahm Barragán Bezug
auf Forschungen von Kardinal Karl Lehmann: "Es heißt, dass diese Therapien und
Versuche - auch die, die so kompliziert sind, dass sie die Zukunft manchmal scheinbar
schon vorweg nehmen - den Menschen buchstäblich konstruieren, nicht zerstören. Die
Pastoral muss demnach überlegen, wie sie den Menschen in diesen Bedingungen und mit
einem so komplizierten Sachverhalt wie der Gentherapie aufbauen und stärken kann,
und ihn eben nicht zerstören. Wenn sie mehr wissen wollen, lade ich sie ein, Kardinal
Lehmann zu befragen." Mit medizinischem Wissen alleine ist es nicht getan.
Daran erinnert Ethik-Professorin Maria Luisa Di Pietro. Gerade bei Krankheitsprognosen
und in den Erbanlagen vorhandenen aber noch nicht zu Tage getretenen Problemen, sei
Psychologie unverzichtbar: "Das Mikroskop nimmt auf ethische Belange keine Rücksicht.
Es gibt lediglich Daten und quantitative Informationen. Die Frage nach der Qualität
ist anthropologischer Natur. Darüber muss man nachdenken. Wir haben auf der einen
Seite medizinisches und quantitatives Wissen, was aus wissenschaftlicher Sicht ja
auch sehr wichtig ist. Aber, an der Basis kommen wir in große Schwierigkeiten, wenn
es keine anthropologische oder ethische Antwort gibt, was wir dem Patienten raten
sollen." (rv 15.11.05 bp)