2005-11-13 15:22:21

Im Interview: Der neue RV-Programmchef


Radio Vatikan hat einen neuen Programmdirektor, einen neuen Chefredakteur also. Am 5. November ernannte Papst Benedikt XVI. Pater Federico Lombardi vom Programmdirektor zum Generaldirektor. Ihm folgte P. Andiez Koprowski. Fast zwei Jahre lang war der gebürtige Pole jetzt Vize-Chefredakteur. Gudrun Sailer hat mit unserem neuen Chef gesprochen und ihn gefragt, welchen Weg er nun einschlagen wolle.
"Die wichtigste Sache: In diesen zwei Jahren habe ich gesehen, dass RV in den letzten 15 Jahren große Entwicklungen und Änderungen durchgemacht hat – zum einen folgen sie Änderungen der katholischen Kirche in der Welt, zum anderen sind es technologische Änderungen. Es scheint mir also nicht der Moment, viel zu ändern, sondern zu helfen, diesen dynamischen Weg weiter zu gehen. Während sich nun auf den anderen Kontinenten die Kirche stark weiterentwickelt, bleibt sie in Europa statisch. Insofern ist unser Programm im Radio sehr europa-zentriert. Das ist nicht böse Absicht, sondern die Folge historischer Umstände. Hier müssen wir auf mehr Gleichgewicht achten."

Welche unserer Sprachprogramme haben die meisten Hörer?

"Das ist schwer zu sagen. Normalerweise heißt es, die englischsprachigen Programm seien die meistgehörten. Doch wir dürfen die beachtliche Entwicklung beispielsweise unseres arabischen Programms nicht außer Acht lassen. Oder die fünf Sprachen Indiens, Chinesisch, die Web-Seite auf japanisch. Und in den Sprachen der kleineren Länder Mittel- und Südeuropas haben wir zwar nicht viele Hörer, aber Radio Vatikan hat hier die Gelegenheit, in einem Augenblick gehört zu werden, in dem ganze Völker gleichsam ihre Mentalität ändern, ihre kulturellen und religiösen Denkweisen."

Die deutschsprachige Sektion – ist die noch wichtig?

"Nun ja, mit einem deutschen Papst wird eure Fahne nicht untergehen...! Aber Spaß beiseite: Gerade in den Ländern deutscher Sprache sieht sich das Christentum mit der Postmoderne konfrontiert. Mir scheint, dass das Pontifikat Benedikt XVI. einiges dazu beitragen könnte, hier Vorurteile abzubauen. Außerdem macht ihr in eurer Abteilung nicht nur Radio, sondern auch eine Webseite und einen Newsletter, der an mehr als 5.000 Abonnenten geht. Wir können überprüfen, wie viele Nutzer auf eure Webseite zugreifen, und das macht mir viel Hoffnung: Die Informationen auf eurer Seite werden auch von anderen Medien wieder aufgegriffen. Das zeigt ein wachsendes Interesse an kirchlichen Themen, auch von Menschen, die sich nicht mit der Kirche identifizieren."

Viele unserer Sprachabteilungen sind technisch auf dem neuesten Stand – nicht nur die deutschsprachige. Manche andere Sektionen arbeiten aber noch mit mechanischen Schreibmaschinen...

"Das stimmt. Viele Sprachabteilungen würden da gerne mehr machen. Wir haben personelle und technologische Schwierigkeiten. Seit einem Jahr ist etwa unsere arabische Webseite zugänglich, und unsere Meldungen werden manchmal auch von Al-Dschasira aufgegriffen! Auch die fünf indischen Sprachen hätten gerne ihre Webseite. Doch unsere Informatiker sind Italiener: Für sie ist es eine riesige Herausforderung, Webseiten mit diesen fremden Schriften einzurichten. Sie sind mit Feuereifer bei der Sache, für arabisch, chinesisch und japanisch gibt es die Webseiten schon. Es ist ein Prozess, der im Gang ist."

Das Radio verschlingt ein Zehntel des Budgets des Heiligen Stuhles. Müssen wir Einschränkungen fürchten?

"Das müssen wir realistisch sehen. Der Heilige Stuhl ist sehr interessiert an den Aktivitäten von Radio Vatikan. Andererseits gibt es nicht zu leugnende wirtschaftliche Limits – an sie müssen wir als Radio uns halten. Im übrigen sind diese Limits nicht nur eine Last, sondern haben auch ihr Gutes: Wir wissen alle, dass die Gehälter, die der Sender zahlt, nicht hoch sind. Zum Beispiel wollen viele Journalisten gerade aus dem deutschen Sprachraum nicht zu Radio Vatikan, weil sie in ihrem Land bedeutend besser verdienen. In anderen Worten, unsere Journalisten, Techniker undsoweiter sind außerordentlich motiviert – nicht weil sie gut verdienen würden, sondern weil sie wissen, dass das, was sie bei Radio Vatikan tun, einen Sinn hat."

(rv 13.11.05 gs)







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