Gewalttätige Demonstranten in den Pariser Vorstädten versetzen Frankreichs Hauptstadt
seit einer Woche in Unruhe. Auch in der Nacht auf heute lieferten sich Randalierer
in zahlreichen Vororten Auseinandersetzungen mit der Polizei und setzten dutzende
Autos in Brand. Am Sonntag war in einer Moschee eine Tränengasgranate explodiert,
was den Konflikt weiter zuspitzte. In den so genannten Banlieus wohnen hauptsächlich
Einwanderer aus Nord- und Schwarzafrika; die Arbeitslosigkeit ist exorbitant, viele
Jugendliche fühlen sich von der französischen Gesellschaft missachtet. Just heute
beginnen die französischen Bischöfe ihre Herbst-Vollversammlung. Das Thema der Randale
steht nicht auf der Tagesordnung, wird aber unvermeidlich zur Sprache kommen, sagt
Jean Charles Descubes, Erzbischof von Rouen und Vorsitzender der Kommission für Soziales
der französischen Bischofskonferenz. „Was uns Bischöfen von der Sozialkommission
Sorgen macht, ist das Schwinden des Sinns vom Gemeinwohl. Wir sind uns der schwierigen
Situation bewusst, vor der die verschiedenen Generationen Frankreichs stehen, um in
Würde zu leben. Wir stellen aber auch fest, dass die Bürger oft dann, wenn wir zum
Teilen, zur Gerechtigkeit, zur Solidarität einladen, oft auf ihren Einzelinteressen
beharren. Und das scheint uns schädlich.“
Der konservative Innenminister
Nicolas Sarkozy hatte als Reaktion auf die Ausschreitungen speziell ausgebildete Polizisten
in die Problembezirke entsandt und eine "Null-Toleranz-Politik" angekündigt. Die Opposition
übte scharfe Kritik an Sarkozy, der die Rebellierenden als "Abschaum" bezeichnet hatte.
(rv 03.11.05 gs)