Der Vatikan hat die Verdammung Israels durch den Iran scharf verurteilt. In einer
Erklärung des vatikanischen Pressesaals von gestern heißt es außerdem, der Heilige
Stuhl sei sehr besorgt über die momentan eskalierende Gewalt in Israel. Das Militär
flog gestern und auch heute Angriffe auf Gebiete, von wo aus in den letzten Tagen
radikale Palästinenserorganisationen Raketen auf Israel gefeuert haben sollen. Vatikansprecher
Joaquin Navarro-Valls gab gestern Abend eine deutliche Erklärung ab: Die "schrecklichen
Ereignisse der vergangenen Tage im Heiligen Land" bereiten dem Heiligen Stuhl große
Sorgen, heißt es in dem Kommunique. Der Vatikan schließe sich der internationalen
Gemeinschaft an und verurteile "die Gewaltakte des Terroranschlags" von Hadera. Ebenso
verurteile der Vatikan die Repressalien, die als Reaktion darauf kamen - und zwar
"von welcher Seite sie auch immer ausgingen". Israel hat unterdessen seine Angriffe
auf palästinensische Gebiete im Gaza-Streifen fortgesetzt. Im wichtigsten Teil
der Erklärung werden dann die jüngsten verbalen Attacken des Irans gegen Israel angesprochen
- auch wenn der Iran nicht namentlich genannt wird. So ist die Rede von "einigen
besonders schweren und nicht hinnehmbaren Erklärungen, mit denen man das Existenzrecht
des Staates Israel verneint hat". Zur Erinnerung: Der iranische Präsident hatte erst
vor wenigen Tagen Israel eben dieses Existenzrecht abgesprochen und dann bekräftigt,
sein Aufruf, Israelmüsse von der Landkarte getilgt werden, sei "richtig und
angemessen". Bei anti-israelischen im Iran Demonstrationen waren Transparente mit
"Tod Israel"- und "Tod Amerika"-Aufschriften zu sehen. Die Vereinten Nationen regaierten
umgehend mit einer scharfen Verurteilung auf die die iranischen Äußerungen. Nach
Angaben der iranischen staatlichen Nachrichtenagentur Irna hat der Iran diese UNO-Erklärung
bereits als "inakzeptabel" und vom "zionistischen Regime diktiert" zurückgewiesen.
Die vatikanische Erklärung geht in der Israel-Frage noch weiter. Es heißt: Der Heilige
Stuhl trete für das Recht sowohl der Israelis als auch der Palästinenser ein, "in
Frieden und Sicherheit" zu leben - und zwar beide jeweils in einem souveränen Staat.
Die Erklärung schließt mit einem Aufruf an alle Verantwortlichen des Nahen und Mittleren
Ostens, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen und "Gesten oder Entscheidungen
der Teilung und des Todes" außen vorzulassen. Sie sollten, so der Vatikanaufruf, sich
"mutig und entschieden" dafür einsetzen, die nötigen Grundbedingungen zu schaffen,
um den Dialog wieder aufzunehmen - den, so wörtlich, "einzigen Weg, der den Kindern
dieser Erde eine Zukunft in Frieden und Wohlergehen" garantiert. (rv 29. 10. 05
lw)