Ein Bericht über den Umgang einer Diözese mit Fällen von sexuellem Missbrauch Minderjähriger
durch Geistliche in Irland sorgt auf der Grünen Insel zur Zeit für große Unruhe in
der katholischen Kirche. Der "Ferns Report", benannt nach dem Bistum, das untersucht
wurde, ist eine staatliche Initiative. Die Nachforschungen dabei betreffen nicht die
Frage, ob und wie Priester Jugendliche missbraucht haben. Es geht vielmehr darum,
wie die Autoritäten mit diesen Fällen umgegangen sind. Und dabei kam heraus: Es gab
sehr viele Versäumnisse auf diesem Gebiet. Die Zeitungen und Fernsehsender sind voll
davon; Premierminister Berti Ahern hat erklärt, etwas Vergleichbares dürfe nie wieder
geschehen. Michael Kelly ist Stellvertretender Herausgeber des Dubliner Blattes "The
Irish Catholic": "Interessanterweise hat dieser Bericht einige aufwühlende Informationen
ans Tageslicht gebracht. Es geht dabei vor allem darum, wie die Kirche damit umgegangen
ist - und dabei vor allem zwei Bischöfe, von denen der eine bereits verstorben, der
andere deshalb zurückgetreten ist. Der Bericht kommt nun zum Schluss, dass diese Bischöfe
nicht genug taten, um Kinder zu schützen. Vor allem scheint es so zu sein, dass Priester
von einer Pfarrei in eine andere versetzt wurden und die Bischöfe die Polizei oder
die Leute in der Pfarrei über die Vorwürfe nicht informierte." Auch die anderen
25 irischen Diözesen - Irlands katholische Kirche hat trotz der staatlichen Trennung
der Insel eine einzige Bischofskonferenz - wollen nun ähnliche Untersuchungen anstellen.
Die Ergebnisse in Ferns sind verheerend für das Ansehen der Kirche im katholischen
Irland. Michael Kelly meint, das ist nur ein weiterer Schritt: "Es gab auch
schon in den letzten Jahren viel Kritik an der Kirche. Die Kirche hat mittlerweile
viel von ihrem Einfluss verloren - noch vor 30 Jahren hatte die Kirche in Irland einen
enormen Einfluss auf die Regierung und die Gesetzgebung. Und dazu kommt auch noch
die so genannte Berufungskrise: 1979, als Papst Johannes Paul II. nach Irland kam,
gab es 650 Seminaristen in nur einem der Seminarien. Heute sind dort 54 Studenten,
und viele andere Seminare sind geschlossen. Der Kirchenbesuch geht schon zurück, und
nach Studien werden wir in 20 Jahren nur noch die Hälfte an Kirchenbesuchern haben
- und vor allem sehr wenige und vor allem alte Priester." (rv 29. 10. 05 lw)