2005-10-29 17:06:50

Irland: Report über Umgang mit Missbräuchen


Ein Bericht über den Umgang einer Diözese mit Fällen von sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche in Irland sorgt auf der Grünen Insel zur Zeit für große Unruhe in der katholischen Kirche. Der "Ferns Report", benannt nach dem Bistum, das untersucht wurde, ist eine staatliche Initiative. Die Nachforschungen dabei betreffen nicht die Frage, ob und wie Priester Jugendliche missbraucht haben. Es geht vielmehr darum, wie die Autoritäten mit diesen Fällen umgegangen sind. Und dabei kam heraus: Es gab sehr viele Versäumnisse auf diesem Gebiet. Die Zeitungen und Fernsehsender sind voll davon; Premierminister Berti Ahern hat erklärt, etwas Vergleichbares dürfe nie wieder geschehen. Michael Kelly ist Stellvertretender Herausgeber des Dubliner Blattes "The Irish Catholic":
"Interessanterweise hat dieser Bericht einige aufwühlende Informationen ans Tageslicht gebracht. Es geht dabei vor allem darum, wie die Kirche damit umgegangen ist - und dabei vor allem zwei Bischöfe, von denen der eine bereits verstorben, der andere deshalb zurückgetreten ist. Der Bericht kommt nun zum Schluss, dass diese Bischöfe nicht genug taten, um Kinder zu schützen. Vor allem scheint es so zu sein, dass Priester von einer Pfarrei in eine andere versetzt wurden und die Bischöfe die Polizei oder die Leute in der Pfarrei über die Vorwürfe nicht informierte."
Auch die anderen 25 irischen Diözesen - Irlands katholische Kirche hat trotz der staatlichen Trennung der Insel eine einzige Bischofskonferenz - wollen nun ähnliche Untersuchungen anstellen. Die Ergebnisse in Ferns sind verheerend für das Ansehen der Kirche im katholischen Irland. Michael Kelly meint, das ist nur ein weiterer Schritt:
"Es gab auch schon in den letzten Jahren viel Kritik an der Kirche. Die Kirche hat mittlerweile viel von ihrem Einfluss verloren - noch vor 30 Jahren hatte die Kirche in Irland einen enormen Einfluss auf die Regierung und die Gesetzgebung. Und dazu kommt auch noch die so genannte Berufungskrise: 1979, als Papst Johannes Paul II. nach Irland kam, gab es 650 Seminaristen in nur einem der Seminarien. Heute sind dort 54 Studenten, und viele andere Seminare sind geschlossen. Der Kirchenbesuch geht schon zurück, und nach Studien werden wir in 20 Jahren nur noch die Hälfte an Kirchenbesuchern haben - und vor allem sehr wenige und vor allem alte Priester."
(rv 29. 10. 05 lw)








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