Es ist das Wunder von Dresden. In nur 11 Jahren wurde die Frauenkirche, einstiges
Symbol und markanter Punkt in der Elbsiluette, wieder aufgebaut. Am Sonntag wird sie
geweiht. Nach dem Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 war sie nahezu dem
Erdboden gleich geworden, in den Jahren der deutschen Teilung wuchs nicht nur buchstäblich
Gras darüber. Die evangelische Kirche hat lange überlegt, ob die Kirche denn wieder
aufgebaut werden sollte, erzählt der katholische Bischof von Dresden, Joachim Reinelt.
Für Gottesdienste werde sie kaum gebraucht: "Aber ein solches Gotteshaus hat
natürlich auch einen starken symbolischen Wert und gerade der Osten Deutschlands braucht
nach der langen Unterdrückung des Glaubens durch die Kommunisten und schon in der
Zeit der Nazis galt das ja, wieder ein ermutigendes Signal und da ist die Frauenkirche
sicher für alle Dresdner aber weit darüber hinaus ein Impuls." Die Frauenkirche
soll zeigen, dass es auch eine lebendige evangelische Kirche im Osten Deutschlands
gibt.
"Ich denke, dass wir glücklich sind, dass endlich auch das Pendant
zur katholischen Hofkirche, nämlich die barocke Frauenkirche wieder fertig gestellt
ist." Reinelt hofft inständig auf eine lebendige Schwesterkirche: "Wir
brauchen das. Wir brauchen das ganz dringend. Denn in Dresden sind inzwischen 80 Prozent
der Bevölkerung nicht mehr getauft." Am Sonntag ist nun also Kirchweih in Dresden.
Die Frauenkirche soll ein Ort der Begegnugn werden, ein Ort der Hoffnung und einer
der Erinnerung - nicht nur für die Dresdner, "sondern für ganz Deutschland und
darüber hinaus für viele Europäer auch Amerikaner, die sehr viel gespendet haben,
damit dieses Gotteshaus wieder stehen kann." Die aus den alten Steinen neugebaute
Frauenkirche schließt mindestens zwei Wunden: eine im Stadtpanaroma und eine in der
Geschichte. Bischof Reinelt zur Aussöhnung zwischen den einstigen Kriegsgegnern: "Selbstverständlich
werden damit auch Brücken gebaut. Ich denke Coventry und Dresden, das sind zwei Städte,
die symbolisieren, nach der furchtbaren Zerstörung und dem erzeugten Hass - nun reichen
wir uns die Hände, wir feiern zusammen." (rv 26.10.05 bp)