Saddam-Prozess: Bischof Marx hofft auf positive Signalwirkung
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat heute in Bagdad der Prozess gegen Iraks
Ex-Diktator Saddam Hussein begonnen. In diesem ersten von mehreren Verfahren muss
sich Hussein wegen eines Massakers in einem schiitischen Dorf im Jahr 1982 verantworten,
bei dem 150 Menschen getötet wurden. Mit Saddam sitzen sieben Mitglieder seiner ehemaligen
Regierung auf der Anklagebank. Wir haben beim Trierer Bischof Reinhard Marx nachgefragt,
dem Vorsitzenden der deutschen Kommission Justitia et Pax. Wie schätzt er die Chancen
ein, dass der Prozess vor einem Sondertribunal tatsächlich der Gerechtigkeit zu ihrem
Recht verhelfen kann?
"Er kann natürlich nur den menschlichen Kategorien
der Gerechtigkeit genügen. Und insofern ist er auch eine Chance. Es geht ja darum,
die Wahrheit ans Licht zu bringen und insofern kann ein solcher Prozess auch für die
politische Entwicklung wichtig sein. Dass eine Rechtskultur entsteht, wo auch ein
großer Verbrecher nach den Normen des Rechts beurteilt wird. Ohne dass man sagen könnte,
ein menschliches Gericht könne das Ausmaß des Unrechts irgendwie wieder gut machen
durch eine Strafe, das ist ja nicht möglich. Aber notwendig ist es. Wir sind eben
Menschen und müssen auch mit den menschlichen Kategorien der Gerechtigkeit die Wahrheit
ans Licht bringen."
Hussein und seinen Komplizen droht die Todesstrafe.
Und viele Iraker, besonders unter den Schiiten und Kurden, wünschen sich tatsächlich,
dass ihr einistiger Peiniger hingerichtet wird. Aber - Rache ist keine Lösung, betont
Bischof Marx: "Wir müssen ja auch daran denken: Ein solcher Prozess ist ein
Element der Wahrheitsfindung. Aber im Grunde ist damit erst der Anfang gesetzt. Es
geht ja darum, auch Versöhnungsprozesse in Gang zu bringen. Er ist ja nicht der einzige
Übeltäter. Er steht an der Spitze. Es wird sowieso schwer sein, das haben wir beim
Milosovic-Prozess gesehen, die Befehlskette dann ganz genau zu verfolgen. Da wird
vieles verschleiert. Und wie ein solches Volk auf den Weg einer schrittweisen Versöhnung
kommen kann, das ist eine zweite Frage. Aber notwendig ist, dass die Täter auch benannt
sind, dass die Wahrheit ans Licht gebracht wird. Aber auch deutlich zu machen: Damit
sind die Probleme nicht gelöst, Rache löst keine Problem, sondern führt zu neuen Aggressionen.
Also , jetzt einen schnellen Prozess zu machen und das Todesurteil zu fällen, wird
sicher nicht langfristig zur Versöhnung beitragen."