Rund 15 Millionen Iraker sind sind heute aufgerufen, über die Verfassung ihres Landes
abzustimmen. Darin wird der Irak als demokratische, föderale und einheitliche Republik
definiert, in der der Islam eine der Hauptquellen des Rechts ist. So sehr die Christen
des Landes sich für einen "neuen Irak" einsetzen, so skeptisch sind sie auch. Der
Erzbischof von Kirkuk, Louis Sako, fasst zusammen: "Das ist ein Widerspruch,
demokratisches Recht und islamische Gesetze miteinander zu verbinden. Es handelt sich
de facto um zwei verschiedene Dinge: Irak soll ein demokratisches Land sein oder ein
konfessioneller Staat, dem man das Gesetz des Islam auferlegt. Für mich als Christ,
wäre es wichtig, dass es noch möglich ist, einiges für die Rechte der Christen im
neuen Irak zu verändern. In der Verfassung gibt es viele Lücken." Der Entwurf
räumt den Regionen und Provinzen eine weit gehende Selbstständigkeit ein, bis hin
zur Bestimmung über die Verteilung von Erdöl und Erdgas. "Die wirklich wichtige
Sache dürfte der Schritt hin zu einem demokratischen und parlamentarischen Staat sein.
Die Überwindung des totalitären Systems ist der neue Aspekt: Es ist nicht mehr nur
eine Person, die das ganze Land führt." Mehrere Anschläge im ganzen Land überschatten
derweil die Abstimmungen. Die Wahllokale sind mit Stacheldraht gesichert und von Soldaten
bewacht. (rv/agenturen 15.10.05 bp)