Vatikan: Synode fordert mehr Ehrfurcht vor Eucharistie
Der australische Kardinal George Pell hat vor einer Abschaffung oder Aufweichung des
Zölibats gewarnt. Auf der Bischofssynode zum Thema Eucharistie im Vatikan meinte der
Erzbischof von Sidney heute Morgen, ohne Zölibat würde das Problem Priestermangel
auch nicht besser. Die Synode solle sich klar dazu äußern, was Laien bei der Meßfeier
dürften und was nicht, forderte Pell. Andere Redner auf der Synode baten Priester
heute, keine Freizeitkleidung zu tragen, und forderten, dass Beichtstühle immer sichtbar
im Innern der Kirche und der Tabernakel erkennbar auf dem Hauptalter sein sollten. Der
Bischof von Hongkong, Joseph Zen, bat auf der Synode darum, man solle nicht mehr zwischen
offizieller und nicht-offizieller Kirche in China unterscheiden. Alle Katholiken in
China seien mittlerweile geeint im Wunsch, mit dem Papst in Verbindung zu stehen.
Dass das Regime keine Bischöfe aus Festland-China zur Synode habe reisen lassen, nannte
Zen eine "verpaßte Chance".
Gestern Nachmittag haben auf der Synode orthodoxe
Gäste das Wort ergriffen. Ein griechischer orthodoxer Bischof hoffte dabei, die ökumenischen
Kontakte sollten wieder neu vom gemeinsamen Glauben an die Eucharistie ausgehen. Es
sei doch "ein Jammer, dass (Katholiken und Orthodoxe) beide von der Wichtigkeit der
Eucharistie überzeugt sind, sie aber nicht am gleichen Tisch feiern können." Ein Vertreter
des russischen Patriarchats von Moskau schilderte das Wiederaufleben des kirchlichen
Lebens in Rußland; ein armenischer orthodoxer Bischof berichtete stolz: "Unsere Liturgie
ist Jahrhunderte alt und hat so gut wie keine Änderungen erfahren."
Der anglikanische
Bischof von Chichester sprach die Tatsache an, dass Frère Roger Schutz von Taizé im
April aus der Hand des jetzigen Papstes die Kommunion bekommen hat. Eucharistie sei
"nicht nur Ritus oder Zeremoniell, sondern ein neues Leben in Christus". Es müsse
endlich Kriterien für die Anerkennung gültiger Eucharistie in verschiedenen Kirchen
geben. Ein lutherischer Altbischof aus Norwegen gab an, er habe schon mehrfach von
wichtigen katholischen Kirchenleuten die Kommunion erhalten und sei sehr traurig darüber,
dass Interkommunion in der katholischen Kirche noch nicht generell geduldet werde.
Der
brasilianische Kardinal Geraldo Majella Agnelo aus Salvador de Bahia betonte gestern
Abend, wie wichtig die Eucharistie für Kranke, Alte und Einsame sei. Die Kirche brauche
Laien, die die Kommunion austeilten oderzu Kranken nach Hause brächten. Der Ordensobere
der Passionisten forderte mehr Raum für Frauen in der Kirche und in der Liturgie.
Etwa
230 Synodenväter haben auf dem Großtreffen im Vatikan bisher das Wort ergriffen. Das
hat die Nachrichtenagentur ansa ausgerechnet. Heute nachmittag will der General-Relator
der Synode, also der Diskussionsleiter, einen längeren Vortrag halten. Es ist der
Patriarch von Venedig, Kardinal Angelo Scola.