2005-10-09 16:06:19

Lettmann: "Freimut, gläubiges Stehen vor Gott"


Aufgabe des Münsteraner Bischofs Reinhard Lettmann war es heute im Petersdom, den neuen Seligen vorzustellen. Er hielt sich bei seiner Ansprache nicht an ein vorgeschriebenes Redemanuskript: "Wir hören noch den Nachklang des Beifalls, der aufbrauste, als Bischof Clemens August nach vorne trat, um aus der Hand des Papstes Pius XII. die Würde und Bürde des Kardinals zu empfangen. Augenzeugen haben mir berichtet, dass immer wieder gerufen wurde, „il leone di Münster“ – der Löwe von Münster. Er wurde 1878 auf der Burg Dinklage im oldenburgischen Teil unseres Bistums Münster geboren. Er wuchs auf in einer großen gläubigen Familie, entschied sich, Priester zu werden und konnte 1904 das Sakrament der Priesterweihe empfangen. Die längsten Jahre seines priesterlichen Dienstes war er in der Gemeindeseelsorge tätig. 23 Jahre in Berlin, 4 Jahre in Münster, dann wählte ihn das Domkapitel von Münster zum Bischof. Seine Bischofszeit fiel in die Zeit des Nationalsozialismus. Von Beginn an hat er unerschrocken die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus entlarvt. 1946 wurde er zum Kardinal ernannt, wenige Tage nach seiner Rückkehr nach Münster ist er gestorben. In der Apostelgeschichte heißt es von den Aposteln, sie verkündigten das Evangelium mit Freimut. Der biblische Begriff der Freimut kennt zwei Richtungen: Das frohe, gläubige Stehen vor Gott, als von Christus erlöste Menschen. Das zeigte sich in seiner tiefen Frömmigkeit. Dieses Fundament hat es ihm möglich gemacht, mit allem Freimut die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus zu entlarven. Weit über Deutschland hinaus wurde er bekannt durch die drei großen Predigten im Sommer 1941, als das deutsche Reich auf dem Höhepunkt seiner macht stand. Diese Predigten wurden in aller Welt verbreitet. Unser verstorbener Heiliger Vater, Johannes Paul II., hat mir erzählt, dass auch er in Krakau als junger Student diese Predigten gelesen hat und auch weiter verbreitet hat. Freimut, das gläubige Stehen vor Gott; Freimut, das Evangelium zu verkünden, auch gegen alle Widerstände. Er war Bischof in einer apokalyptischen Zeit. Der Kardinal hat festgehalten an der Treue zu Christus und an den Geboten Gottes. Das ist seine Botschaft für uns: Haltet fest an der Treue zu Christus, ohne den Glauben zu verwässern und ihm Profil zu nehmen. Und haltet fest an den Zehn Geboten, sie sind die Grundlage für ein Zusammenleben der Menschen in Menschlichkeit."
(09.10.05 bg)








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