Aufgabe des Münsteraner Bischofs Reinhard Lettmann war es heute im Petersdom, den
neuen Seligen vorzustellen. Er hielt sich bei seiner Ansprache nicht an ein vorgeschriebenes
Redemanuskript: "Wir hören noch den Nachklang des Beifalls, der aufbrauste, als Bischof
Clemens August nach vorne trat, um aus der Hand des Papstes Pius XII. die Würde und
Bürde des Kardinals zu empfangen. Augenzeugen haben mir berichtet, dass immer wieder
gerufen wurde, „il leone di Münster“ – der Löwe von Münster. Er wurde 1878 auf der
Burg Dinklage im oldenburgischen Teil unseres Bistums Münster geboren. Er wuchs auf
in einer großen gläubigen Familie, entschied sich, Priester zu werden und konnte 1904
das Sakrament der Priesterweihe empfangen. Die längsten Jahre seines priesterlichen
Dienstes war er in der Gemeindeseelsorge tätig. 23 Jahre in Berlin, 4 Jahre in Münster,
dann wählte ihn das Domkapitel von Münster zum Bischof. Seine Bischofszeit fiel in
die Zeit des Nationalsozialismus. Von Beginn an hat er unerschrocken die menschenverachtende
Ideologie des Nationalsozialismus entlarvt. 1946 wurde er zum Kardinal ernannt, wenige
Tage nach seiner Rückkehr nach Münster ist er gestorben. In der Apostelgeschichte
heißt es von den Aposteln, sie verkündigten das Evangelium mit Freimut. Der biblische
Begriff der Freimut kennt zwei Richtungen: Das frohe, gläubige Stehen vor Gott, als
von Christus erlöste Menschen. Das zeigte sich in seiner tiefen Frömmigkeit. Dieses
Fundament hat es ihm möglich gemacht, mit allem Freimut die menschenverachtende Ideologie
des Nationalsozialismus zu entlarven. Weit über Deutschland hinaus wurde er bekannt
durch die drei großen Predigten im Sommer 1941, als das deutsche Reich auf dem Höhepunkt
seiner macht stand. Diese Predigten wurden in aller Welt verbreitet. Unser verstorbener
Heiliger Vater, Johannes Paul II., hat mir erzählt, dass auch er in Krakau als junger
Student diese Predigten gelesen hat und auch weiter verbreitet hat. Freimut, das gläubige
Stehen vor Gott; Freimut, das Evangelium zu verkünden, auch gegen alle Widerstände.
Er war Bischof in einer apokalyptischen Zeit. Der Kardinal hat festgehalten an der
Treue zu Christus und an den Geboten Gottes. Das ist seine Botschaft für uns: Haltet
fest an der Treue zu Christus, ohne den Glauben zu verwässern und ihm Profil zu nehmen.
Und haltet fest an den Zehn Geboten, sie sind die Grundlage für ein Zusammenleben
der Menschen in Menschlichkeit." (09.10.05 bg)