Die weltweite Armut muss nachhaltig bekaempft werden. Das haben die deutschen Bischoefe
von den internationalen Staats- und Regierungschefs gefordert. Laut UNO-Milleniumszielen
solle bis 2015 die weltweite Armut halbiert werden, Ernaehrungssicherheit fuer die
meisten Menschen geschaffen werden, eine gesundheitliche Grundversorgung und ein besserer
Zugang zu Bildung ermoeglicht werden. Der UNO-Gipfel sei aber an zu hohen Eigeninteressen
der einzelnen Staaten nahezu gescheitert, erklaerte Kardinal Karl Lehmann am Rande
der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda.
„Gemessen an den Erwartungen
fallen die Verhandlungsergebnisse ueberaus duerftig aus, gemessen an der Notwendigkeit
einer friedensorientierten und globalen Politik sind sie sogar beschaemend. Nach diesem
Gipfel ist fragwuerdiger denn je, ob die ambitionierten Ziele der Milleniumsagenda
auch nur annaehernd verwirklicht werden koennen. Partikulare und kurzfristige Interessen
haben einen wirklichen Erfolg des Gipfels verhindert. Man kann wohl nicht umhin, der
Regierung der Vereinigten Staaten dafuer eine besondere Verantwortung zuzuschreiben.“
Auch
Deutschland muesse sich noch staerker in die Entwicklungspolitik einbringen, betonte
der Limburger Bischof Franz Kamphaus. Er ist Vorsitzender der Kommission Weltkirche
und warnte Berlin eindringlich davor, das Entwicklungsministerium aufzugeben. Seit
dem Jahr 2000 sei „nicht nichts“ geschehen, so Kamphaus. Doch Entschuldungskampagnen
alleine reichten nicht aus.
„In vielen Laendern, bislang zum Beispiel auch
in Sambia, ist es immer noch so, dass entschuldet wird auf Kosten der Bildung und
der Gesundheit. Wenn man die Milleniumsziele ernst nimmt, kann man ja nicht entschulden,
indem man gerade die Erreichung der Ziele unterlaeuft.“
Christen koennten
gar nicht anders, als sich fuer weltweite Solidaritaet und Gerechtigkeit einzusetzen.
Ihr universales Menschenbild und die Ziele der UNO gingen Hand in Hand, hob Kardinal
Lehmann hervor.
„Es ist nicht Aufgabe der Kirche, die Vorschlaege von Kofi
Annan im Einzelnen zu bewerten. Wohl aber darf man darauf hinweisen, dass sich in
ihnen eine Weltordnung ausdrueckt, wie sie wir, die Kirche und vor allem die Paepste
seit Jahrzehnten immer und immer wieder, aber eigentlich ergebnislos, eingefordert
haben und mit Nachdruck einfordern.“
Faire Handels- und Wirtschaftsbeziehungen
seien A und O aller Entwicklungspolitik. Weltweit wuerden taeglich eine Milliarde
Agrarsubventionen gezahlt, die Bauern in den armen Laendern der Erde letztlich ruiniert.
Kamphaus klagt an:
„Die Intelligenz der Menschen und auch die Ressourcen werden
immer noch mehr in die Vernichtung eingesetzt als in den Aufbau der Gesellschaft.
Es fehlt nicht an Ideen, es fehlt an Willen. Unser Denken ist noch viel zu kleinkariert.
Wir haben noch nicht kapiert, dass globales Handeln auch globale Verantwortung impliziert,
globale Solidaritaet“
Die Kirche werde weiterhin auf die Einhaltung der Ziele
pochen. Eine wichtige Rolle spielten auch die Hilfswerke sowie der Kontakt zu den
Bischofskonferenzen anderer Laender, auch in den Vereinigten Staaten von Amerika. (rv
23.09.05 sk)