Der als "Nazi-Jäger" bekannte Simon Wiesenthal ist im Alter von 96 Jahren in Wien
gestorben. Das wurde heute auf der Website des Simon Wiesenthal Center bekannt gegeben.
Der nach dem Krieg als Verfolger von Nazi-Verbrechern bekannt gewordene Holocaust-Überlebende
lebte zuletzt in Wien. Wiesenthal hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg der Aufgabe
verschrieben, Nazi-Verbrechen aufzuklären. Laut Wiesenthal-Center hat er mehr als
1.100 Kriegsverbrecher der Justiz zugeführt. Er selbst überlebte bis zum Kriegsende
1945 insgesamt zwölf Konzentrationslager. Wir haben für Sie aus unserem Archiv einen
Originalton von Simon Wiesenthal rausgesucht. Hören Sie selbst: " Schauen Sie,
ich gehöre zu den letzten Zeugen. Nach uns ist alles Geschichte. Ich sehe es ja,
zu mir kommen so viele junge Leute und das macht auf junge Leute einen Eindruck. Schon
wenn ich sage: ´Ich habe gesehen´. Die späteren, nach unserer Generation werden sagen
können: ´Ich habe gelesen.´Und das ist ein serh großer Unterschied. An denjenigen,
der gelesen hat, kann man Fragen stellen. Aber das sind keine dirketen Fragen, weil
er alles weiß aus zweiter Hand." Bei seinem Kampf für Gerechtigkeit, bei seiner
Jagd nach Nazi-Schergen in der ganzen Welt, leitete ihn vor allem auch eine Überzeugung:
"Was geschehen ist, kannn sich wiederholen. Wenn man eine Propaganda gegen
Ausländer macht und man die Juden nicht erwähnt, sind die Juden sicher, dass wir drinnen
sind. Und das hat sich nicht geändert. Trotzdem das Wort Antisemitismus - ein Wort,
das von Antisemiten ungerne gebraucht wird, aber der Antisemitismus braucht keine
Juden, um zu existieren."
Zahlreiche Vertreter aus Kirche und Gellschaft
reagierten mit Betroffenheit auf Wiesenthals Tod. Der Zentralrat der Juden in Deutschland
würdigte ihn als "das Gewissen des Holocaust". Wiens Erzbischof Kardinal Christoph
Schönborn unterstrich, Wiesenthal sei stets um Wahrheit bei der Aufarbeitung des Grauens
der Vernichtung des jüdischen Volkes bemüht gewesen.