2005-09-20 15:04:36

Vatikan: Streit um Kriegsverbrecher


Der Pressesaal des Heiligen Stuhls weist den Bericht einer britischen Zeitung zurück. Der "Daily Telegraph" behauptet in seiner heutigen Ausgabe, dass der kroatische General Ante Gotovina in einem kirchlichen Gebäude in Kroatien versteckt werde. Die Chef-Anklägerin des UNO-Tribunals für Ex-Jugoslawien, Carla del Ponte, bezeichnet Gotovina als Kriegsverbrecher und fordert seine Auslieferung an das Haager Tribunal. Der Fall Gotovina blockiert derzeit auch die Aufnahme von Beitrittsgesprächen Kroatiens mit der Europäischen Union. Der Vatikanische Pressesaal erklärte heute, dass Frau del Ponte sich mit dem "Aussenminister" des Vatikans, Erzbischof Giovanni Lajolo, getroffen habe. Dabei habe dieser aber darauf hingewiesen, dass das vatikanische Staatssekretariat "kein Organ des Heiligen Stuhls" sei, das "institutionell" mit dem Haager Tribunal zusammenarbeiten könne. Lajolo habe die Chef-Anklägerin gebeten, präziser zu sagen, in welchen kirchlichen Gebäuden der flüchtige Gotovina sich denn angeblich aufhalte. Dann werde er - Lajolo - sich mit den entsprechenden kirchlichen Stellen in Kroatien in Verbindung setzen. Frühere Nachforschungen hätten jedenfalls nichts ergeben, betont der Vatikan. Auf die Bitte von Erzbischof Lajolo habe Frau del Ponte bis heute noch nicht geantwortet, so das Statement weiter.

Der Heilige Stuhl wehrt sich ungewöhnlich offen gegen den Verdacht, dass die kroatische Kirche einen Kriegsverbrecher aus dem Balkan-Konflikt decke. Dass der Vatikan für eine Aufnahme des katholischen Kroatien in die EU eintritt, ist seit langem bekannt. Als Papst Johannes Paul II. im Juni 2003 Kroatien besuchte, da sah er in Zadar viele Riesen-Transparente, auf denen Gotovina als kroatischer Held gefeiert wurde.
(rv 20.09.05 sk)







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