"Europa des Gesprächs" - so heißt ein Mega-Kongress christlicher Laienverbände aus
ganz Europa, der gestern im polnischen Gnesen startete. Der Präsident des Päpstlichen
Einheitsrates, Kardinal Walter Kasper, hielt heute in Gnesen einen Vortrag über "Die
Zukunft der Ökumene". Hier sind die Kernsätze. "In den letzten 40 Jahren hat die
ökumenische Bewegung viele Phasen durchlaufen: enthusiastische Phasen, Phasen der
Enttäuschung und einer allgemeinen Kater- und Krisenstimmung. Beide Urteile halten
der Wirklichkeit nicht stand. Es ist wahr: wir haben das Ziel, die volle Kirchengemeinschaft
noch nicht erreicht. Aber Fortschritte sind unbestreitbar. Wie soll und wie kann
es weitergehen? 1. Die Ökumene der Zukunft muß seriös sein, und wo sie es nicht
mehr ist, muß sie es wieder werden. Die Grundlage ist nicht ein vages Zusammengehörigkeitsgefühl,
sondern das gemeinsame biblische Zeugnis. Zur Seriosität gehört gleichfalls, daß wir
die Differenzen, welche leider zwischen uns bestehen, nicht verschweigen, verharmlosen
oder unterschlagen. Schummelei führt nicht weiter. 2. Zur Seriosität in den Grundlagen
kommt die Klarheit in der Zielbestimmung. Was wollen wir? Worauf soll alles hinaus?
Die katholische Kirche meint eine wirkliche Einheit in der Verschiedenheit, d.h. eine
Einheit im einen Glauben, in denselben Sakramenten und im einen apostolisch begründeten
Bischofsamt. Dagegen hat sich auf evangelischer Seite in den letzten Jahrzehnten in
weiten Teilen eine andere Auffassung durchgesetzt, die man als Verschiedenheit ohne
wirkliche Einheit bezeichnen muß. Wenn ein solches Nebeneinander unterschiedlicher,
ja gegensätzlicher Kirchenformen als Ökumene der Profile definiert wird, dann ist
das für uns entschieden zu wenig." Soweit einige Kernsätze. Kardinal Kasper wies
auch auf die schon bestehenden Möglichkeiten zur Zulassung von Nichtkatholiken zur
Kommunion hin. Wörtlich meinte er dazu: "Ich würde mir wünschen, daß die Bischöfe
davon in Zukunft angemessen Gebrauch machen. Denn ich bin überzeugt, daß man auf diese
Weise die wirklichen pastoralen Notfälle verantwortlich und vor allem barmherzig
lösen kann." Mit Blick auf Europa rief der Kardinal die Kirchen und konfessionellen
Gemeinschaften des Kontinents auf, enger zusammenzuarbeiten. Europa sei zwar kein
Christenclub, müsse sich seiner christlichen Wurzeln aber wieder klarer werden. (rv
17.09.05 sk)