Vatikan: Papst soll gegen Synagogenschändung protestieren
Jerusalems Oberrabbiner haben Papst Benedikt XVI. gebeten, die Schändung von Synagogen
und andere Formen von Antisemitismus öffentlich zu verurteilen. Das Kirchenoberhaupt
hat die Rabbiner Yona Metzger und Schlomo Mosche Amar heute in Castel Gandolfo in
Audienz empfangen. Er wolle versuchen, der Anfrage der Rabbiner zu entsprechen, sagte
Papst Benedikt nach Angaben von Israels Botschafter am Heiligen Stuhl, Oded Ben-Hur,
der nach dem Treffen vor die Presse trat. Der Appell von jüdischer Seite an den
Papst hat einen politisch brisanten Bezug. Im Gaza-Streifen hatten Palästinenser nach
dem Abzug der israelischen Armee in den vergangenen Tagen mehrere Synagogen in jüdischen
Siedlungen angezündet und zerstört. Indes kritisierte der Papst in seinem Grußwort
an die Rabbiner, dass das Augenmerk der Öffentlichkeit zu oft auf Terror und Gewaltakten
im Heiligen Land liege, „eine Ursache unendlichen Leides für alle Menschen, die dort
leben.“ Benedikt erinnerte daran, dass Gebiete Israels und Palästinas sowohl Juden
als auch Christen und Moslems heilig seien. „Wir müssen weiterhin darauf bestehen,
dass Religion und Frieden zusammen gehören, denn Glaube und religiöse Praxis können
nicht von der Verteidigung des Abbildes Gottes in jedem Menschen getrennt werden“,
so der Papst. Weiter erinnerte das Kirchenoberhaupt an die Lage der Christen im Heiligen
Land. „Während die diplomatischen Beziehungen zwischen Heiligem Stuhl und Israel zu
festeren und dauerhafteren Formen der Zusammenarbeit geführt haben, warten wir immer
noch auf die Erfüllung des Grundlagenabkommens in einigen Punkten“. Die Audienz
war anlässlich des 40. Jahrestages des Konzilsdokumentes „Nostra Aetate“ anberaumt.
Der Text verurteilte zum ersten Mal aus katholischer Sicht jede Form von Antisemitismus.
Ben-Hur zufolge haben die beiden Rabbiner den Papst auch darum gebeten, Priester und
Bischöfe an einem Tag im Jahr zur Verbreitung der Lehren von „Nostra Aetate“ anzuhalten.
Außerdem luden sie Papst Benedikt nach Jerusalem ein. Über ein mögliches Datum für
diesen Besuch wollte sich der Botschafter nicht äußern. (ap / rv 15.09.05 gs)