Im nordirischen Friedensprozeß ist eine neue Krise ausgebrochen. Die britische Regierung
will den Waffenstillstand der "Ulster Force" nicht mehr anerkennen; bei dieser handelt
es sich um Nordirlands größte protestantische paramilitärische Gruppe. Sie ist eigentlich
pro-britisch - und hätte gemäß dem so genannten Karfreitags-Abkommen von 1998 längst
ihre Waffen abgeben müssen. Jetzt wird die "Ulster Force" aber beschuldigt, hinter
den großen Ausschreitungen der letzten Tage in Belfast zu stehen. Robert Wilson leitet
"Democratic dialogue", eine Art Friedens-"Think Tank" (Denkfabrik) in Nordirland.
Er glaubt, dass viele Protestanten das Gefühl haben, beim nordirischen Friedensprozeß
die Verlierer zu sein. "Auch wenn es empirisch nicht zutrifft - Protestanten
fühlen sich immer mehr in Nordirland wie eine unterdrückte Minderheit, der es wirtschaftlich
und sozial schlechter geht als den Katholiken. Die Bürgerrechtsbewegung hat sich seit
den sechziger, siebziger Jahren allerdings einigermaßen erfolgreich bemüht, die Lebensqualität
der Katholiken zu verbessern. Aber es war vor allem die Kampagne der IRA, die dazu
geführt hat, dass sich nicht mehr die Katholiken in Nordirland eingesperrt und eingekreist
fühlen, sondern mittlerweile die Protestanten." (rv 14.09.05 sk)