Zum zweiten Mal seit der Reformation ist in Estland ein katholischer Bischof geweiht
worden: Philippe Jourdan. Der gebürtige Franzose wurde noch Ende März von Johannes
Paul II. zum Apostolischen Administrator von Estland ernannt. Der 45-jährige leitet
künftig die nördlichste Kirche des Baltikums. Er zuständig für rund 6000 Katholiken.
Die genaue Zahl lasse sich nur schwer schätzen, vielleicht sind es auch 10.000, sagt
der neue Oberhirte. "Estland ist Missionsland. Es ist ein Volk, das Christus
entdecken muss. Aber es hat bereits eine große Öffnung statt gefunden, mit dem Ende
des Kommunismus. Vielleicht können die Esten - so wie auch die Franzosen - sich mit
neuen evangelischen Gemeinschaften beschäftigen. Jetzt erscheinen ihnen diese Dinge
noch etwas fremd, aber die Dinge entwickeln sich sehr schnell." Jourdan war
bisher bereits Generalvikar in Estland. Er kennt den ehemaligen Sowjetstaat genau
und verfolgt ein klares Ziel: "Oberste Priorität hat die Berufung von Priestern,
von ortsansässigen Priestern. Eines Tages soll es möglich sein, die bischöfliche Autorität
an Priester weiterzugeben, die von hier kommen, die gebürtige Esten sind, damit die
Kirche Estlands auch tiefe Wurzeln bekommt." Knapp 70 Prozent der 1,4 Millionen
Esten ist religionslos. Die stärkste Glaubensgemeinschaft sind die Protestanten, sie
zählen rund 180.000 Mitglieder, gefolgt von den orthodoxen Christen. (rv 12.09.05
bp)