Deutschland: Lehmann, trotz Profilsuche nicht auseinanderwachsen
Nach dem Aus für den ökumenischen Text der Einheitsübersetzung betreibt die katholische
Kirche die Revision nun alleine. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,
Kardinal Karl Lehmann, will nun wie geplant einen Beirat einsetzen, und die Arbeit
an der Neuauflage in Gang setzten. Das bestätigte heute die Deutsche Bischofskonferenz
auf Nachfrage. Künftig ist die Einheitsübersetzung also ein Projekt der katholischen
Bischofskonferenzen im deutschsprachigen Raum.
Die Evangelische Kirche in
Deutschland hatte die Zusammenarbeit aufgekündigt. Als Grund nannte Ratspräsident
Bischof Wolfgang Huber gestern den Umgang mit der Vatikaninstruktion Liturgiam Authenticam,
zum Gebrauch der Volkssprache bei der Herausgabe der Bücher der römischen Liturgie.
"Wenn
man angesichts einer solchen Instruktion dann im Konfliktfall nicht das Konsensprinzip
wahrt, dann kann es passieren, dass die evangelische Seite überstimmt wird aus Gründen,
die mit dieser Instruktion zusammenhängen. Dem muss man vorher vorbeugen, darum haben
wir uns bemüht, dazu haben wir Vorschläge gemacht, diese Vorschläge sind zu meinem
Bedauern nicht berücksichtigt worden. Unsere Bereitschaft zum ökumenischen Zusammenwirken
ist davon völlig unberührt, aber wo es einmal eine Differenz gibt, muss man zu dieser
Differenz auch stehen. Diese Differenz betrifft im Kern das Verhältnis zwischen Schrift
und Tradition, zwischen Schrift und kirchlichem Lehramt. Da gibt es einen Unterschied
zwischen katholischer und evangelischer Kirche. Der hat sich an dieser Stelle in einer
Weise ausgedrückt, die ich bedaure, aber ich kann sie nicht ändern."
Kardinal
Karl Lehmann war, so sagte er im Gespräch mit Radio Vatikan, überrascht von der Entscheidung
der EKD. Er hofft, dass die Absage an den gemeinsamen Text das Verhältnis nicht langfristig
belastet. Die Differenz sei zwar punktuell, stehe aber doch in einem größeren Zusammenhang:
"Man hat auch gemerkt, dass es Tendenzen zu einer Rekonfessionalisierung gibt.
Nun habe ich schon immer gesagt, es kann uns eigentlich nicht schaden, wenn wir auch
mal da und dort unsere Verschiedenheit betonen, das kann auch ein bisschen Wettbewerb
sein unter den Konfessionen, aber es ist kein einfacher Weg. Wenn man auf Identitätssuche
ist, ist die Gefahr, dass man immer um die eigene Runde Identität besorgt ist und
nicht mehr um das Verhältnis primär zum anderen, auch nicht mehr die Zerissenheit
und die Wunden durch die Uneinigkeit der Christen sieht, besonders für die, die in
konfessionsverschiedenen Ehen zutiefst betroffen sind. Und deswegen braucht es glaube
ich auch eine große Behutsamkeit, die Profile zu schärfen ohne stärker Auseinanderzuwachsen." (rv
09.09.05 bp)