Die deutschsprachige Ökumene hat einen herben Schlag erlitten: Künftig gibt es keine
offizielle gemeinsame katholisch-evangelische Bibelübersetzung mehr. Der Rat der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD) erteilte einer Neuauflage der Einheitsübersetzung eine
Absage. Die deutschsprachigen katholischen Bischofskonferenzen werden die Revision
nun alleine in Angriff nehmen. Die Vorraussetzungen für die Zusammenarbeit seien
nicht mehr gegeben, so EKD-Ratsvorsitzender Huber gestern in einem Schreiben an den
Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann. Seit "einer Reihe von Jahren"
- so Huber - sei die gemeinsam Revision der Einheitsübersetzung in Planung. Entscheidendes
Hindernis sei aus evangelischer Sicht die vatikanische Instruktion "Liturgiam authenticam"
zum "Gebrauch der Volkssprache bei der Herausgabe der Bücher der römischen Liturgie".
Diese stammt bereits aus dem Jahr 2001; warum sie jetzt als Begründung herhalten muss,
ist aus der Erklärung der EKD nicht klar ersichtlich. In der Mitteilung hieß es lediglich,
bestimmte Kriterien der Instruktion könne die evanglische Seite nicht mittragen; ursprünglich
sollten alle Entscheidungen einstimmig gefasst werden, bezüglich der Instruktion schließe
die katholische Seite nun offenbar aber reine Mehrheitsentscheidungen nicht mehr aus.
Die
katholische Seite bedauerte den Rückzug der EKD. Die Revision sei "so lange angezielt
und geradezu ersehnt" gewesen. Lehmann erklärte heute, die Einigung sei bereits "sehr
nahe" gewesen und sei letzlich an "grundsätzlichem Misstrauen" gegenüber dem Vatikanpapier
und "einem verantwortlichen Umgang damit" gescheitert. Seit 1978 waren die Psalmen
und die Bücher des Neuen Testaments ökumenische Texte. EKD-Chef Huber versicherte
in seinem Schreiben: "Die christlichen Kirchen haben denselben biblischen Text." Laut
Lehmann ist das Aus für die Einheitsübersetzung "eine erhebliche Belastung". Er hoffe
auf spätere gemeinsame Wege. (rv 08.09.05 bp)