Die Welt blickt nach New Orleans und in die Südstaaten der USA. Unter den Vermissten
sind nicht nur Musikgrößen wie Fats Domino sondern auch der Alterzbischof von New
Orleans, Philip Hannan. Der 92-Jährige, der zu den bedeutendsten Persönlichkeiten
der US-Kirche im 20. Jahrhundert und zu den Beratern von Präsident John F. Kennedy
zählte, hatte sich laut Presseberichten zunächst geweigert, die Stadt zu verlassen. Inzwischen
laufen die Bergungsarbeiten laufen, Hilfskonvois versorgen die Hunderttausende Obdachlosen
mit den Lebensmitteln, Decken und Kleidung. Wir haben mit dem Generalsekretär von
Malteser International, Ingo Radtke, gesprochen. Er wird sich in den Notfallstab in
New Orleans eingliedern. Der Job der deutschen Hilfskräfte: den Amerikanern vor Ort
eine Verschnaufpause gönnen. Während die Kritik immer lauter wird, dass die Hilfen
am Mississippi zu spät angelaufen seien, hält Radke dagegen: "Wir vergessen
immer, dass die Hilfkräfte hier vor Ort in allererster Linie erst einmal Betroffene
waren. Die sind nicht an ihr Gerät gekommen, die waren selbst mit ihren Häusern und
Familien abgesoffen und insofern brauchte vieles wohl seine Zeit. Viele der Kollegen
vor Ort sind seit Tagen im Einsatz, sind aber auch selbst betroffen, das heißt ihre
eigenen Häuser stehen auch unter Wasser, und wie mir der Kollege, der Einsatzleiter
in New Orleans gesagt hat, sind die müde und erschöpft und laufen auf ein Burnout
zu, und um das zu verhindern, hat er gesagt: 'Bitte kommt!'" Von Deutschland
aus war Radtke zunächst nach Houston in Texas geflogen, Station für Zehntausende von
Flüchtlingen aus dem benachbarten Bundesstaat. Der Malteser war vor allem beeindruckt,
wie aktiv die Kirchen sind: "dass die Kirchen, alle Kirchen, sich organisieren.
Es sind jetzt Kurse angeboten worden, wo sich Freiwillige zwei Tage lang vorbereiten
können, wie man die Menschen mit Lebensmitteln versorgt. Dann ist es so geregelt,
dass die jeweiligen Kirchen sich gemeldet haben, und gesagt haben, jetzt zum Beispiel
die Erzdiözese, wir übernehmen an zwei Tagen komplett die Versorgung. Das machen alle
verschiedenen Kirchen....also im Prinzip eine ungeheure Welle der Solidarität. Ich
habe gerade den Spendenaufruf der katholischen Verbände gesehen, den finde ich auch
interessant: "One land, one hope, one country" So etwas findet man in Deutschland
auch weniger." Doch mit der Soforthilfe ist es am Mississipi und im Golf von
Mexiko nicht getan, sagt Radtke. "Wenn es darum geht, nach dem Abpumpen des
Wassers und wenn die Gegend wieder betretbar und bewohnbar ist, dafür zu sorgen, dass
die Menschen, die zurückkommen, insbesondere die Ärmsten der Armen, wieder eine Lebensgrundlage
bekommen. Und wenn man weiß, dass in diesem reichen Land USA Lousiana der ärmste Staat
ist, eine Armutsquote hat, die deutlich über 25 Prozent von Menschen liegt, die unter
der Armutsgrenze leben, dann wird da auch eine Herausforderung sein, der begegnet
werden muss." (rv 06.09.05 bp)