Der Konflikt der vergangenen Wochen zwischen Israel und dem Vatikan ist beendet. Nach
einem Bericht der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ schrieb der israelischePremierminister
Ariel Scharon einen Brief an Papst Benedikt XVI. In dem persönlichen Schreiben habe
er die Reaktion Israels auf die Papstworte beim Angelusgebet vor einem Monat als übertrieben
aggressiv bezeichnet. Benedikt hatte auf eine Reihe von Terrorattentaten hingewiesen,
den jüngsten Anschlag in Israel jedoch nicht erwähnt. Kardinalstaatssekretär Angelo
Sodano berief laut Corriere daraufhin den israelischen Botschafter beim Heiligen Stuhl,
Oded Ben Hur, zu sich und betonte ihm gegenüber, die mangelnde Erwähnung des Anschlags
in Israel beim Angelus sei ein Versehen gewesen. Die Papstansprache sei in zu großer
Eile verfasst worden. Die darauf gefolgtescharfe Reaktion des Vatikansprechers Joaquín
Navarro-Valls auf die Vorwürfe aus Israel habe der Kardinal als "ein wenig unangebracht"
bezeichnet. Der vatikanische Nuntius in Israel, Erzbischof Pietro Sambi, begrüßte
die Entspannung zwischen Rom und Jerusalem. Für den Diplomaten könnte sie die festgefahrenen
Verhandlungen über die Umsetzung desGrundlagenvertrags zwischen Israel und dem Heiligen
Stuhl wieder in Gang bringen. Scharon hatte in seinem Brief angekündigt, er werde
sich um die Lösung der noch anstehenden Probleme bemühen. Seit der Unterzeichnung
des Vertrags 1993 ist die Frage, ob katholische Institutionen in Israel Steuern zahlen
müssen, noch offen. Nach der Beendigung der Krise wird Papst Benedikt am kommenden
Montag die beiden Oberrabbiner von Israel, Shlomo Amar und Jona Metzger, in Audienz
empfangen. Zwischen September und November wird der 40. Jahrestag der Erklärung des
Zweiten Vatikanischen Konzils "Nostra aetate", mit dem der Dialog zwischen Katholiken
und Juden eingeläutet wurde, mit zahlreichen Begegnungen und Veranstaltungen in Israel
und Italien begangen. (Corriere della Sera 26.08.05 bg)