Israel: Neuer orthodoxer Patriarch von Jerusalem gewählt
Nach den Wirren um den inzwischen abgesetzten Irenaios I. ist heute in Jerusalem ein
neuer orthodoxer Patriarch gewählt worden. Unter den Kandidaten war auch ein arabischer
Bischof – immerhin sind 98% der Orthodoxen im Heiligen Land Palästinenser. Als aussichtsreichste
Kandidaten galten aber Metropolit Aristarchos, den der Ökumenische Patriarch Bartholomaios
I. unterstützte, und der Mann der russischen Kirche, Metropolit Timotheos, der noch
in Leningrad Theologie studiert hat – beide aus Griechenland. "Solange im orthodoxen
Patriarchat von Jerusalem die geradezu existenzbedrohende Kirchenkrise gedauert hatte,
so schnell fand sich jetzt ein Nachfolger für den umstrittenen und schließlich abgesetzten
Patriarchen Irenaios. Am Montagvormittag gingen in der siebenundvierzigköpfigen Wahlversammlung
der Bruderschaft vom Heiligen Grab und anschließend im Bischofssynod beide Wahlgänge
in kürzester Zeit über die Bühne. Der neue Patriarch Thephilos galt bis zuletzt als
Außenseiter. Der Vierundfüfzigjährige wurde erst im letzten Januar zum Bischof geweiht.
So war er aber in all den Kirchenkämpfen, welche die Orthodoxe Kirche im Heiligen
Land erschütterten ein unbeschriebenes Blatt. Aus diesem Grund dürfen sich jetzt auch
alle Parteien so rasch auf ihn geeinigt haben. Theoretisch muss der neue Oberhirte
von etwa einer halbe Millionen meist arabischen Orthodoxen in Israel, Palästina, Jordanien
und auf dem Sinai jetzt noch durch den israelischen Präsidenten und dem jordanischen
König sowie die palästinische Selbstverwaltung bestätigt werden. Das ist aber mehr
oder weniger eine Formsache. Theophilos III. wird schon am kommenden Sonntag das schwere
Erbe seines Vorgängers antreten, der das Patriachat Jerusalem beinahe zwischen arabischen
und griechischen Gläubigen gespalten und an den Rand des finanziellen Ruins geführt
hatte. Von dem neuen Patriarchen ist auch wieder mehr ökumenische Weiite zu erhoffen."