2005-08-22 18:39:52

Deutschland: WJT Presseschau 22.08.05


Am Tag eins nach dem Weltjugendtag noch einmal die Presseschau. Pater Eberhard von Gemmingen hat folgendes beobachtet:

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" meint, Papst und Jugend sind in der Überzeugung geeint, dass es eine bessere Welt geben kann. Die Jugend verehre in ihm nicht den deutschen Benedikt, sondern eben den Papst, der die Einheit der Weltkirche symbolisiere. Freilich meint die FAZ, dass sich in der Kirche Deutschlands nichts bessern werde, solange geredet wird: über Geld statt leere Kirchen, über Stellenpläne statt Liturgie, solange die Kirche nicht merke, dass sie selbst Schuld sei, wenn die Jugend nicht zu ihr komme. Für Benedikt stimme übrigens nicht mehr, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt.
Die "Frankfurter Rundschau" ist sehr kritisch mit Papst und Kirche. In Köln habe sich eine selbstsichere Kirche gezeigt, die meint alle Stürme zu überstehen. Das sei ein Traumbild, aber es sei Trug. Der Kommentator beklagt, dass hinter den Benedetto-Rufen kein eindeutiges Bekenntnis stehe. Und Papst Benedikt wolle leider in die Vergangenheit zurück. Die vielen Kritiker dieser Tendenz könne er aber nur gewinnen, wenn sich seine Umgebung nicht triumphal gebe. Er selbst sei allerdings bescheiden aufgetreten. Auf dem Weltjugendtag habe die deutsche Kirche ihre Flucht vor Argumenten und Diskussionen gefeiert.
Die "Süddeutsche Zeitung" lobt und kritisiert den Papst. Gut sei, dass er nicht Moralin und Enthaltsamkeit gepredigt hat. Hier sei er besser gewesen als sein Vorgänger. Seine Reden hätten aber nicht überzeugt. Er habe hauptsächlich versucht, keine Fehler zu machen. Mancher Jugendlicher habe seine Begeisterung durch die Papstreden verloren. Die Jugend selbst aber wird gelobt. Sie hätte nicht einfach ein Event gefeiert, sie sei ernsthaft und still. Die Jugend suche Gebet und Diskussionen. Die frühere Unterscheidung zwischen fromm und politisch gebe es heute nicht mehr.
Dennoch - der WJT werde nichts bewirken, Kirchenmitglieder werden weglaufen. Seminare und Orden werden immer leerer. Die Kirche müsse entscheiden, wie modern oder wie verschlossen sie sein wolle, wie sie die Jugendlichen gewinnen wolle. Eines aber habe der Weltjugendtag erreicht, dass Papst Benedikt verändert sei. Er sei freier nach Hause gefahren.
Der Kommentator der "Welt" meint, die Kirche müsse sich entscheiden zwischen Dogma und Leben. Beides zusammen gehe nicht. Denn in Köln habe sich gezeigt, dass die Kirche nicht uniform und monolithisch sei. Friedlich hätten Enthaltsame mit denen zusammen gefeiert, die Sex vor der Ehe praktizierten. Das Fest habe auch gezeigt, dass die Kirche nicht auf Gebote oder Verbote zu reduzieren sei. Die Jugend habe deutlich gemacht, dass für sie die Frage nach Gott im Zentrum stehe. Der Event - Charakter sei für sie Nebensache. Der Kommentator aber meint, das Dogma müsse erkennen, dass das Leben unter anderen Gesetzen stehe. Die Kirche müsse lernen, die Pluralität zu leben.

(rv 22.08.05 gem/aw)







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