Am Tag eins nach dem Weltjugendtag noch einmal die Presseschau. Pater Eberhard von
Gemmingen hat folgendes beobachtet:
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" meint,
Papst und Jugend sind in der Überzeugung geeint, dass es eine bessere Welt geben kann.
Die Jugend verehre in ihm nicht den deutschen Benedikt, sondern eben den Papst, der
die Einheit der Weltkirche symbolisiere. Freilich meint die FAZ, dass sich in der
Kirche Deutschlands nichts bessern werde, solange geredet wird: über Geld statt leere
Kirchen, über Stellenpläne statt Liturgie, solange die Kirche nicht merke, dass sie
selbst Schuld sei, wenn die Jugend nicht zu ihr komme. Für Benedikt stimme übrigens
nicht mehr, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt. Die "Frankfurter Rundschau"
ist sehr kritisch mit Papst und Kirche. In Köln habe sich eine selbstsichere Kirche
gezeigt, die meint alle Stürme zu überstehen. Das sei ein Traumbild, aber es sei Trug.
Der Kommentator beklagt, dass hinter den Benedetto-Rufen kein eindeutiges Bekenntnis
stehe. Und Papst Benedikt wolle leider in die Vergangenheit zurück. Die vielen Kritiker
dieser Tendenz könne er aber nur gewinnen, wenn sich seine Umgebung nicht triumphal
gebe. Er selbst sei allerdings bescheiden aufgetreten. Auf dem Weltjugendtag habe
die deutsche Kirche ihre Flucht vor Argumenten und Diskussionen gefeiert. Die "Süddeutsche
Zeitung" lobt und kritisiert den Papst. Gut sei, dass er nicht Moralin und Enthaltsamkeit
gepredigt hat. Hier sei er besser gewesen als sein Vorgänger. Seine Reden hätten aber
nicht überzeugt. Er habe hauptsächlich versucht, keine Fehler zu machen. Mancher Jugendlicher
habe seine Begeisterung durch die Papstreden verloren. Die Jugend selbst aber wird
gelobt. Sie hätte nicht einfach ein Event gefeiert, sie sei ernsthaft und still. Die
Jugend suche Gebet und Diskussionen. Die frühere Unterscheidung zwischen fromm und
politisch gebe es heute nicht mehr. Dennoch - der WJT werde nichts bewirken, Kirchenmitglieder
werden weglaufen. Seminare und Orden werden immer leerer. Die Kirche müsse entscheiden,
wie modern oder wie verschlossen sie sein wolle, wie sie die Jugendlichen gewinnen
wolle. Eines aber habe der Weltjugendtag erreicht, dass Papst Benedikt verändert sei.
Er sei freier nach Hause gefahren. Der Kommentator der "Welt" meint, die Kirche
müsse sich entscheiden zwischen Dogma und Leben. Beides zusammen gehe nicht. Denn
in Köln habe sich gezeigt, dass die Kirche nicht uniform und monolithisch sei. Friedlich
hätten Enthaltsame mit denen zusammen gefeiert, die Sex vor der Ehe praktizierten.
Das Fest habe auch gezeigt, dass die Kirche nicht auf Gebote oder Verbote zu reduzieren
sei. Die Jugend habe deutlich gemacht, dass für sie die Frage nach Gott im Zentrum
stehe. Der Event - Charakter sei für sie Nebensache. Der Kommentator aber meint, das
Dogma müsse erkennen, dass das Leben unter anderen Gesetzen stehe. Die Kirche müsse
lernen, die Pluralität zu leben.