2005-08-21 14:31:00

WJT: Messe zum größten deutschen Glaubenstreffen


Unter grauverhangenem Himmel war es eine würdige, mal ausgelassene, mal besinnliche Eucharistiefeier. Hunderttausende haben die Nacht auf dem Feld verbracht, der Malteser Hilfsdienst, der seinen größten Einsatz seit der Schlacht von Lepanto leistet, spricht von mehreren Unterkühlten, eine Frau bekommt Wehen, im nahen Krankenhaus wird eine kleine Benedikta geboren. Eine Million Menschen - schätzungsweise - sind zur Messe auf das Marienfeld gekommen; so viele waren noch nie bei einem Gottesdienst in Deutschland.

Der Papst ist für die Meisten nur ein kleines Pünktchen oben auf dem Papsthügel, über dem raumschiffartig ein weißes Dach ruht. Aus Sicherheitsgründen – um panikartige Momente wie am Vorabend zu verhindern – muß Benedikt diesmal auf eine große Rundfahrt im Papamobil mitten durch die Jugendlichen verzichten; er entschuldigt sich auf sympathische Weise dafür.

Ein Grußwort von Kardinal Meisner – auch ein Grußwort vom Präsidenten des Päpstlichen Laienrates, Erzbischof Stanislaw Rylko. Musik eines Essener Komponisten: die Missa Mundi, mit Instrumenten aus aller Welt. Jeder der fünf Messteile steht für einen Kontinent. Einmal wird eine indische Sitar gezupft; dann ertönt ein Horn der australischen Ureinwohner. Und immer wieder das Mottolied dieses Weltjugendtags: "Wir sind gekommen, um ihn anzubeten."

Riesenbeifall, als der Papst am Schluss der Feier bekannt gibt: Den nächsten Weltjugendtag außerhalb Roms gibt’s 2008 im australischen Sidney! Der Papst geht mit etwas unsicherem Schritt, lächelt etwas verschämt, freut sich aber doch sichtlich über Applaus und Benedetto-Rufe. Das Evangelium erzählt noch einmal die Suche der Sterndeuter aus dem Osten. Die Fürbitten werden in allen möglichen Sprachen gesprochen, u.a. im afrikanischen Bambara, auch Senioren wirken hier mit, als Zeichen, dass in der Kirche alle Generationen zusammengehören. Als einmal Papst Johannes Paul II. gewürdigt wird, klatscht auch der neue, deutsche Papst von seinem Stuhl aus. Bei der Gabenprozession bringen tatsächlich Heilige Drei Könige – in Wirklichkeit Sternsinger aus Aachen – Gold, Weihrauch und eine Myrrhe-Pflanze aus dem Heiligen Land zum Papst.

Nach der Messe eine kleine Sendungsfeier: Kardinal Joachim Meisner – vom Papst mal aus Versehen Johann genannt – überreicht Jugendlichen von allen Kontinenten Teile des Weltjugendtag-Logos. Sie sollen den Geist von Köln in ihren Ländern verbreiten. In diesem Moment sind das Verkehrschaos, die Kälte der Nacht, die Übermüdung und mancher Ärger über die Organisation vergessen. Es ist ein eindrucksvoller Schlusspunkt für Kölns, ja Deutschlands größtes Glaubenstreffen aller Zeiten.
(rv 21.08.05 sk/bp)







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