Unter grauverhangenem Himmel war es eine würdige, mal ausgelassene, mal besinnliche
Eucharistiefeier. Hunderttausende haben die Nacht auf dem Feld verbracht, der Malteser
Hilfsdienst, der seinen größten Einsatz seit der Schlacht von Lepanto leistet, spricht
von mehreren Unterkühlten, eine Frau bekommt Wehen, im nahen Krankenhaus wird eine
kleine Benedikta geboren. Eine Million Menschen - schätzungsweise - sind zur Messe
auf das Marienfeld gekommen; so viele waren noch nie bei einem Gottesdienst in Deutschland.
Der
Papst ist für die Meisten nur ein kleines Pünktchen oben auf dem Papsthügel, über
dem raumschiffartig ein weißes Dach ruht. Aus Sicherheitsgründen – um panikartige
Momente wie am Vorabend zu verhindern – muß Benedikt diesmal auf eine große Rundfahrt
im Papamobil mitten durch die Jugendlichen verzichten; er entschuldigt sich auf sympathische
Weise dafür.
Ein Grußwort von Kardinal Meisner – auch ein Grußwort vom Präsidenten
des Päpstlichen Laienrates, Erzbischof Stanislaw Rylko. Musik eines Essener Komponisten:
die Missa Mundi, mit Instrumenten aus aller Welt. Jeder der fünf Messteile steht für
einen Kontinent. Einmal wird eine indische Sitar gezupft; dann ertönt ein Horn der
australischen Ureinwohner. Und immer wieder das Mottolied dieses Weltjugendtags: "Wir
sind gekommen, um ihn anzubeten."
Riesenbeifall, als der Papst am Schluss der
Feier bekannt gibt: Den nächsten Weltjugendtag außerhalb Roms gibt’s 2008 im australischen
Sidney! Der Papst geht mit etwas unsicherem Schritt, lächelt etwas verschämt, freut
sich aber doch sichtlich über Applaus und Benedetto-Rufe. Das Evangelium erzählt noch
einmal die Suche der Sterndeuter aus dem Osten. Die Fürbitten werden in allen möglichen
Sprachen gesprochen, u.a. im afrikanischen Bambara, auch Senioren wirken hier mit,
als Zeichen, dass in der Kirche alle Generationen zusammengehören. Als einmal Papst
Johannes Paul II. gewürdigt wird, klatscht auch der neue, deutsche Papst von seinem
Stuhl aus. Bei der Gabenprozession bringen tatsächlich Heilige Drei Könige – in Wirklichkeit
Sternsinger aus Aachen – Gold, Weihrauch und eine Myrrhe-Pflanze aus dem Heiligen
Land zum Papst.
Nach der Messe eine kleine Sendungsfeier: Kardinal Joachim
Meisner – vom Papst mal aus Versehen Johann genannt – überreicht Jugendlichen von
allen Kontinenten Teile des Weltjugendtag-Logos. Sie sollen den Geist von Köln in
ihren Ländern verbreiten. In diesem Moment sind das Verkehrschaos, die Kälte der Nacht,
die Übermüdung und mancher Ärger über die Organisation vergessen. Es ist ein eindrucksvoller
Schlusspunkt für Kölns, ja Deutschlands größtes Glaubenstreffen aller Zeiten. (rv
21.08.05 sk/bp)