Mit dem meistbesuchten Gottesdienst auf deutschem Boden hat der Kölner Weltjugendtag
seinen Höhepunkt und Abschluss erreicht. Papst Benedikt XVI. beklagte in seiner Predigt
vor rund einer Million Jugendlichen aus 197 Staaten auf dem Marienfeld bei Köln "eine
seltsame Gottesvergessenheit". Zu dem Gottesdienst begrüßte der gastgebende Bischof,
Kardinal Joachim Meisner, auch rund 10.000 Geistliche, darunter viele Kardinäle
und Bischöfe. Nach der Messe bei neblig-trübem, aber trockenem Wetter bestätigte das
Kirchenoberhaupt unter großem Beifall, dass der nächste Weltjugendtag 2008 in
Sydney stattfindet. Benedikt XVI. dankte auch allen, die zum Gelingen des Weltjugentages
beigetragen hätten. Der Papst betonte in seiner in fünf Sprachen gehaltenen Predigt,
dass Religiöses zwar boome, aber Religion nicht selten "quasi ein Produkt des Konsums"
werde. Jeder wähle, was ihm gefalle. In seiner Ansprache ging Benedikt XVI. besonders
auf das Sakrament der Eucharistie ein. In der Eucharistiefeier beginne ein Prozess
der Verwandlung, der allein die Welt wirklich erneuern könne. Gewalt werde zur Liebe
und Tod zu Leben. So habe der Tod nicht "mehr das letzte Wort". Das sei "die Kernspaltung
im Innersten des Seins", die "innerste Explosion des Guten". Der Papst unterstrich,
wer Christus entdeckt habe, müsse auch andere zu Christus bringen, so wie man auch
eine große Freude nicht für sich alleine behalten könne. Die Teilnahme an der Eucharistie
müsse Folgen für das tägliche Leben haben. Als Beispiele nannte er die Fähigkeit des
Vergebens, Sensibilität für die Nöte anderer und den Einsatz für andere. Alte Menschen
dürften nicht ihrer Einsamkeit überlassen bleiben, an den Leidenden dürfe nicht
vorbeigegangen werden. Bei dem Gottesdienst wurde die "Messe der Welt" von Thomas
Gabriel uraufgeführt. In dem Werk setzte der Seligenstädter Komponist die fünf Gottesdienstteile
mit den Kontinenten in Verbindung. Das europäische Kyrie musste wegen Zeitnot
leider gestrichen werden, aber es ertöne ein südamerikanisches Gloria und ein indisches
Credo. Das Sanctus prägten afrikanische Trommelrhythmen, Didgeridoos erklangen beim
australischen Agnus Dei. Die meisten Jugendlichen hatten die Nacht von Samstag
auf Sonntag auf dem Marienfeld verbracht. Die Polizei bezeichnete die Verhältnisse
als sehr ruhig. Die Rettungsdienst-Zentrale beklagte allerdings, dass die "euphorisierten
jungen Menschen" nur schwer zum Verlassen der Wege für Krankenwagen angehalten werden
konnten. Die 3.000 Rettungsdienst-Kräfte versorgten mehrere hundert Pilger, die meist
unter leichteren Beschwerden wie Erschöpfung und oder kühlen Temperaturen gelitten
hätten. (rv/kna 21.08.05 bg/bp)