Auftakt mit brasilianischen Rhythmen und fair gehandelten Produkten: Pünktlich zum
Start des Mega-Jugendtreffs haben BDKJ und Misereor gestern gemeinsam ihren „FairPoint“
beim WJT vorgestellt. Im linksrheinischen Deutz, vor der Kirche St. Heribert, werden
in dem Begegnungszentrum besonders Produkte aus dem Fairen Handel angeboten, soll
das Bewusstsein der Besucher für Solidarität mit den Ländern der so genannten Dritten
Welt geschärft werden – mit zahlreichen Begegnungsveranstaltungen und Aktionen. Hilde
Regeniter hat mit Misereor-Geschäftsführer Josef Sayer gesprochen – und ihn gefragt
welche Hoffnung das katholische Hilfswerk auf den WJT setzt: "Misereor hofft,
dass das, was wir in der Vorbereitungszeit geleistet haben, nämlich Jugendliche aufmerksam
zu machen auf das Schicksal von Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika, dass
dort das Leben sehr schwer und beklemmend ist, dass Jugendliche aus Europa das erfahren
und sagen: Hier müssen wir solidarisch zusammenstehen und diesen Jugendlichen helfen.
Dass Menschen auch erfahren, wenn sie hier aus allen Erdteilen zusammenkommen, wie
vielfältig doch Gott die Welt geschaffen hat und zugelassen hat, dass Menschen voneinander
lernen, sich bereichern, Verständnis entwickeln, dass Fremdheit nicht ein Hindernis
ist, sondern dass man merkt: Der andere ist anders und das hilft mir im Verständnis
meines Glaubens." Dass Deutschland in einer tiefen wirtschaftlichen Krise steckt,
ist für Saier kein Hindernis für Solidarität.
"Ich glaube, dass es schwierig
ist, aber ich habe bei der Vorbereitung in den Diözesen, in Aachen junge Menschen
gehört, die sagten: Es ist wunderbar, wir sind verschieden, der eine hat DIE Probleme,
der nächste hat andere Probleme - und miteinander bilden wir eben Kirche. Dieses Verständnis
hilft, den Horizont zu weiten und zu merken: Als Christen haben wir eine Aufgabe für
die Welt, daran mitzuwirken, dass Friede entsteht. Da kann ich nicht sagen, nun gut,
wir haben Probleme mit der Arbeitslosigkeit. Das ist sicherlich eine Sache. Aber in
anderen Ländern gibt es eine Arbeitslosigkeit von 40 Prozent und mehr. Dort geht es
ums Überleben. Ich habe lange Zeit in Peru gelebt und gesehen, was das heißt! Gerade
ein Weltjugendtag schafft die Chance, in den Gastfamilien den Blick zu öffnen, dass
die Probleme anderswo viel größer sind und wir nur gemeinsam die Lösung schaffen können.
Deutschland kann sich nicht abschotten, kann nicht den Zaun hochziehen und meinen,
innerhalb dieses Zauns können wir unsere Probleme bewältigen. Armut in Deutschland
hat auch mit der Armut in der Welt zu tun. Eine Globalisierung der Wirtschaft reicht
nicht, wir brauchen eine Globalisierung der Solidarität." Was ist der Fair
Point genau, und was wollen Sie bewirken? "Das ist ein Ort, an dem Menschen
zusammenkommen und überlegen, was heißt Fairness. Fairness der Armen, Fairness für
Jugendliche, Fairness beim Handel. Wenn ich fair handle, fair mich bewege, den anderen
respektiere - dann entsteht auch Freude. Und nun sehen Sie sich um, wieviel Freude
da hereinkommt! Ich war gestern beim Gottesdienst in Aachen, eine freudige Stimmung
war das... Das ist nicht einfach von oben und abgehoben, sondern hat mit der Überlegung
zu tun: Wie schaffen wir es, die Welt vom Glauben her zu gestalten? Und wenn wir das
tun, entsteht auch Freude von Jesus Christus her. "
Vom BDKJ aus ist
Andreas Mauritz, der Bundespräses, für den Fair Point zuständig. Er sagt, worauf es
ihm dabei besonders ankommt. "Wir setzen uns ein für eine Welt, wo es sich
zu leben lohnt. Die Mitgliedsverbände im BDKJ haben unterschiedliche Themen, zb Bewahrung
der Schöpfung. Da gibt es zum Beispiel eine große Solarkirche der Landjugendbewegung
in Bonn, die Pfadfinder in Düsseldorf haben eine Zeltkirche, wo die Katechesen stattfinden.
Wir werden alles haben im Sinn von Gebet, Stille, Meditation, aber auch politische
Themen, wo wir sagen, das ist uns wichtig, dafür setzen wir uns ein, für gerechte
Bedingungen, damit die, die weniger haben, gerechte Löhne bekommen. Das werden wir
hier an diesem Fair Point ganz praktisch präsentieren." (rv 16.08.05 gs)