„Eigentlich ist es eine Überraschung – aber nicht die angenehmste Überraschung.“ Sagt
Markus Bernt Eidsvig, der neue Bischof von Oslo in Norwegen. So richtig erfreut scheint
der Novizenmeister des niederösterreichischen Stiftes Klosterneuburg auf den ersten
Blick nicht über seine Ernennung, die der Vatikan 29. Juli bekannt gegeben hat, am
Festtag des Heiligen und Skandinavien-Missionars Olaf.
Der neue Diözesanbischof
stammt selbst aus Norwegen, war aber 1991 bei den Augustiner-Chorherrn in Klosterneuburg
eingetreten. Die Situation der wenigen norwegischen Katholiken unterscheidet sich
grundlegend von der ihrer österreichischen Glaubensbrüder und –Schwestern, erklärt
Eidsvig. Polarisierungen zwischen konservativ und progressiv seien im hohen Norden
fast unbekannt.
„Viele unserer Katholiken sind unter den Ärmsten, und die
karitative Arbeit bei uns ist sehr wichtig. Wir integrieren und unterstützen Flüchtlinge
und helfen elternlosen Kindern, und auch die Mission hat einen ganz anderen Stellenwert
als hier. Und man fühlt sich sehr verbunden mit den Kirchen, aus denen die Mehrheit
unserer Katholiken kommen, das sind Vietnam, Philippinen, Sri Lanka, die Philippinen
und andere Länder.“
90 Prozent der Norweger gehören der evangelisch-lutherischen
Staatskirche an, deren Oberhaupt der norwegische König ist, und nur ein Prozent sind
Katholiken, in absoluten Zahlen: 45.000 Menschen. Der 51jährige Markus Bernt Eidsvig
ist selbst von der evangelischen Staatskirche zum Katholizismus konvertiert. Trotz
aller Krisen in der österreichischen Kirche zeigt er sich nach 14 Jahren in Klosterneuburg
optimistisch, was die Zukunft der rotweißroten Katholiken betrifft.
„Es gibt
positive Zeichen. Junge Leute kehren zurück. Ihr Interesse an Religion ist größer
als das der Zwischengeneration, das könnte etwas für die Zukunft versprechen.“
Im
Vergleich zum imperialen Glanz in Klosterneuburg erwarten den Bischof in Oslo äußerlich
bescheidene Verhältnisse. Die Kathedrale in der norwegischen Hauptstadt bietet nur
200 Menschen Platz, weshalb am Sonntag elf Gottesdienste hintereinander gefeiert werden.
Nachdem es infolge der Reformation seit 1537 eine amtliche Staatskirche gab, blieb
für Katholiken das Praktizieren ihres Glaubens bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts
verboten.
„Erst 1843 haben etwa 40 katholische Bürger in der Hauptstadt Kultusfreiheit
bekommen – aber nur in der Hauptstadt. Zwei Jahre später gab es allgemeine Kultusfreiheit
mit gewissen Beschränkungen. Die erste katholische Pfarre wurde in Oslo 1843 etabliert.
Dann gab es österreichische Redemptoristen etwa zehn Jahre, die das jetzige Bischofshaus
und auch die Domkirche gebaut haben.“
Am 22. Oktober wird Markus Bernt Eidsvig
in Oslo die Bischofsweihe empfangen. Chorherr des Stiftes Klosterneuburg bleibt er
weiterhin.