2005-08-02 17:16:16

Türkei: Streit zwischen Patriarch und Staat


Die türkische Regierung hat den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. massiv unter Druck gesetzt und damit eine missbilligende Reaktion Washingtons hervorgerufen. Der Patriarch von Konstantinopel wurde vom türkischen Vizepremier Mehmet Ali Sahin beschuldigt, seine "Befugnisse zu überschreiten" und gegen seine Verpflichtungen als türkischer Staatsbürger zu verstoßen; man werde die "vorgesehenen gesetzlichen Bestimmungen" gegen ihn in Anwendung

bringen, lautete die Drohung.

Ausgangspunkt der neuen Eskalation war eine Auseinandersetzung um das traditionelle Ferienlager für christliche Kinder auf der Prinzeninsel Proti im Marmara-Meer. Für die Abhaltung des Ferienlagers wäre eine behördliche Genehmigung notwendig gewesen, die wochenlang hinausgezögert wurde. Alle Eingaben aus dem Büro des Patriarchen blieben ergebnislos. Am Freitagmorgen wurde schließlich mitgeteilt, dass der Gouverneur von Istanbul in den Urlaub verreist sei, ohne eine Entscheidung zu treffen. Daraufhin setzte Bartholomaios I. eine "symbolische" Eröffnung des Kinderlagers auf Proti für Freitag an - wenn auch ohne Kinder. An dieser "symbolischen" Eröffnung nahm u.a. auch der armenisch-apostolische Patriarch von Istanbul, Mesrob Mutafyan, teil. Der Ökumenische Patriarch führte bei der "Eröffnung" Beschwerde über die "bürokratischen Schikanen": "Was hat der Staat gewonnen, wenn

unsere Kinder nicht Ferien machen können?", so Bartholomaios wörtlich. Vizepremier Sahin reagierte in einem Zeitungsinterview mit dem Vorwurf, Bartholomaios I. habe die "Grenzen überschritten" und würde "mehr verlangen, als ihm zusteht". Das US-Außenministerium hat das Vorgehen der türkischen Regierung im Zusammenhang mit dem Kinderlager bereits bedauert und volle Religionsfreiheit eingemahnt.
(kap 2. 8. 05 lw)







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